Johann und Hannchen sahen sich an – Hannchen schlug die Augen nieder.
„So, Sie mögen auch keine Hunde?“ Fritz legte Mißbilligung und Verwunderung in seine Frage.
„Die Wahrheit zu sagen, ick mache mir nichts aus Viehzeug,“ erwiderte der Schwager freundlich. „Jott, der Geschmack ist ja verschieden, wissen Sie, und es is ja Tatsache, daß sie manchmal toll werden.“
Die Geschwister verstummten – zuletzt meinte Fritz, man müsse sich doch wohl nach einem Kellner umsehen, und Tewes übernahm bereitwillig das Bestellen des Mittagessens.
Auch während er abwesend war, sprachen die Geschwister nichts; sie vermieden sogar, sich anzusehen. Doch kam er bald wieder, stöckchenschwingend und vergnügt wie ein junger Springinsfeld und überreichte Hannchen eine etwas verblühte, aber jedenfalls gut gemeinte Rose, die er irgendwo im Garten abgerissen hatte.
Hannchen dankte mit verlegenem Lächeln, Rike warf ihr einen aufmunternden Blick zu, Fritz sagte: „Ei, der Tausend!“ und Johann bemerkte trocken: „Man darf hier übrigens nichts abpflücken.“
Tewes rieb sich die Hände. „Die Rose is das Sinnbild der Weiblichkeit,“ sagte er pathetisch, „eine Blume, die nich riecht, is nix für meinen Vater sein
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 50. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/050&oldid=- (Version vom 31.7.2018)