Kinde zwanzig Pfennige in die festgeschlossene Faust.
„Danke! Die bring ich meiner Mama,“ nickte Brosämle.
„Ihr habt wohl nicht viel Geld, Brosämle?“ fragte der zweite Liebhaber und lachte über seinen ausgezeichneten Witz.
Das Kind verwandelte sich plötzlich in ein Mädchen und in ein stolzes dazu.
„Wir haben g’nug,“ sagte es, zornig errötend, „mer haben alles, was andre Leut habet.“
„Stolz will ich den Spanier,“ lachte der vorige Sprecher.
„Mer esse lauter gute Sächle,“ fuhr das Kind fort, – „Brot und Weißbrot und Wurst und Bier, unsre Stube ist viel größer als deine,“ sie zeigte auf den zweiten Liebhaber, „und ganz leer, ganz leer, da kann man gut springe! hopp!“
Und es hüpfte vom Schoße der Naiven herunter, auf dem es sich gewiegt hatte, und lief heim mit seinen zwanzig Pfennigen zu der kranken Mama, der sie eine Hilfe war.
O ja, die war krank! Das Brosämle hörte sie schon auf der Treppe husten und keuchen. „Mama kann heut wieder gar nit schnaufen,“ sagte sie traurig vor sich hin.
Die Mutter lag im Bett, in dem Zimmer, das
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/072&oldid=- (Version vom 31.7.2018)