ich denk, Ihnen kommt was an, Krämpfe oder so was. Sie sollten sich nicht so abmaracken, sonst ist das ’n säures Brot! Es ist ja wahr, daß der Faust schlecht an Ihnen gehandelt hat, aber wenn Sie so ’n resolutes Frauenzimmer wären, die so kreischen und aufbegehren kann, wie Sie zuletzt getan haben, denn hätten Sie woll auch vorher, zu rechte Zeit, zu ihm sagen können: ‚Hör mal, Heinerich, so und so – und du hast mir als ’n orrendliches Mädchen gekannt, nu sieh auch zu, daß du tust, was recht is und so weiter.‘ Nämlich, so hätt ich an Ihre Stelle gesagt. Das is meine Meinung. Aber was die Schauspieler sind, die haben da woll andre Ansichten über, als wir Bürgersleute. Bloß mein ich, Sie hätten denn auch nich so trampeln sollen zuletzt. Mir ging das durch und durch, als ich da so beisaß: ich kriegt es mit die Angst. Ich wollt all immer runterrufen, ob ich nicht mit ’n Brausepulver kommen sollt.“
Auf diese Rede hatte Steffi erst laut gelacht und war dann in ein herzbrechendes Weinen verfallen. Und in der Nacht war sie schier an ihrem Talent und an ihrer Zukunft verzweifelt.
Das war kurz vor dem Ferienanfang gewesen, und als die Bühne für den Sommer geschlossen ward, da war von Wiederkommen zum Herbst keine Rede. Die Kollegen zerstreuten sich nach verschiedenen Richtungen; die meisten von ihnen bezogen ein Hamburger
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/086&oldid=- (Version vom 31.7.2018)