„Gott machte Adam aus einem Erdenkloß und blies ihm lebendigen Odem in die Nase, – wiederhole das, August.“ Und August steht auf, scharrt mit dem Fuß und stotternd ins Leere stierend: „Gott blies Adam in die Nase.“ „Unsinn!“ sagt die Lehrerin, „du, Cäsar!“
Eine feine, quieksende Stimme antwortet mit großer Geläufigkeit: „Gott blies Odem einen lebendigen Adam in die Nase.“ Das Fräulein wird ganz munter über diese Variationen; „Falsch! nun Theodor, du! du hältst ja schon wieder den Finger hoch.“
„Gott machte Odem einen lebendigen Erdenkloß in die Nase,“ antwortet Thedche Bolzen im Aufsageton, und im Charakter der vertraulichen Mitteilung setzt er hinzu: „ich hab auch mal ’n Jung einen eingesteckt, aber keinen lebendigen, bloß man ’n ganz gewöhnlichen.“
„Pfui, Theodor, das magst du noch sagen?“ ruft die Lehrerin entrüstet, aber die Klasse ist wenigstens aufgewacht, denn alle lachen.
Sie wiederholt den Satz noch einmal, aber es hilft nicht. Die Antworten taumeln fortwährend zwischen Adam und Odem umher, und es will nichts in die harten Köpfe, als der Erdenkloß, den sie nach Theodor Bolzens bösem Beispiel immer wieder mit der Nase in einen ärgerlichen Zusammenhang bringen. Und plötzlich gibt Emil Würger, der seinen dicken
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 114. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/114&oldid=- (Version vom 31.7.2018)