brach in lautes Gelächter aus. „Holl man din Gesche so ’n Semp, hörst woll?“ Ein giftiges Glitzern trat in die matten vorgequollenen Augen, wie sie sich dicht an ihn hinanschob. „Hein, ick sall man seggen, din Gesche kummt hüt nich, se is ’n beten mit uns Herrn Maschinisten to Middag gahn.“
„Dat lüggst du, Wiw!“ schrie der Arbeiter und sprang mit flammendrotem Gesicht rückwärts. „Rut! rut! oder ick vergriep mi an di, un – ick mug mi doch nich de Finger smutzig maken!“ Er faßte nach einem der schweren Schürfeisen. Das Weib stolperte mit vorgehaltenen Händen laut schimpfend nach der Tür, nicht ohne an die großen mannshohen Kessel zu stoßen und sich an den plumpen Sandsteinpfeilern, die das Gewölbe trugen, fast den Kopf einzurennen. Gerade als sie hinausflog, trippelte Gesche, ihr Kleid zusammennehmend, über die Schwelle herein, kuckte ihr nach, lachte hell auf und warf sich auf die Kiste neben das Frühstück, das sie ein bißchen beiseite schob. Noch einmal erschien Males breites Gesicht an der Tür. „Gode Unnerhollung!“ schrie sie hinein; dann verschwand sie.
Gesche lachte nicht mehr. Sie atmete mühsam, und ihre Backen brannten.
„Du hest woll lopen mußt?“ sagte der Mann, den Blick zur Seite wendend.
Das Mädchen nickte und strich an ihrer Schürze:
Ilse Frapan-Akunian: Zwischen Elbe und Alster. Verlag von Gebrüder Paetel, Berlin, Leipzig 1908, Seite 183. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:De_Zwischen_Elbe_und_Alster_Frapan_Ilse.djvu/183&oldid=- (Version vom 31.7.2018)