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Sprache des Flehens. Und warum? R. Levi sagte: Warum kam Mose nur mit der Sprache des Flehens? Das Sprichwort sagt: Sei vorsichtig, dass du dich in deiner Rede nicht verfängst (eig. dass du nicht ergriffen wirst an einem Ort deiner Rede). Wie so? Gott sprach so zu Mose Ex. 33, 19: „Ich bin gnädig, wem ich gnädig sein will.“ Gott sprach zu ihm: Wer etwas in meiner Hand (etwas bei mir zu fordern) hat, dessen erbarme ich mich d. i. gegen den verfahre ich mit dem Masse Barmherzigkeit, wer aber nichts in meiner Hand (nichts bei mir zu fordern) hat, mit dem bin ich gnädig d. i. dem gebe ich es umsonst (eig. mit dem verfahre ich mit der Gabe des Umsonst). Als Mose in das Land Israel kommen wollte, sprach Gott zu ihm: Du hast genug! Da sprach Mose vor ihm: Herr der Welt! hast du nicht so zu mir gesagt: Wer nichts in meiner Hand hat, gegen den erweise ich mich gnädig d. i. ich gebe es ihm umsonst, ich sage jetzt nicht, dass ich irgend etwas bei dir zu fordern habe, sondern gieb es mir umsonst (verfahre mit mir gnädig). Woher lässt sich das beweisen? Weil es hier heisst: „Und ich flehte zum Ewigen.“

[2] Oder die Worte: „Ich flehte zum Ewigen“ in Verbindung mit Ps. 39, 12: „Züchtigst du mit Strafen für seine Schuld den Mann, so zerfliesst gleich der Motte seine Lust, ach eitel ist der ganze Mensch,“ Was heisst בתוכחות על עון? Durch eine Sünde, die Mose dadurch begangen, dass er deine Kinder zurechtwies, weil er zu ihnen gesprochen Num. 20, 10: „Hört doch, ihr Widerspenstigen!“ da hast du ihn gezüchtigt und ihn bestraft. Unter איש Mann ist nur Mose zu verstehen vergl. Num. 12, 3: „Der Mann Mose aber war sehr geplagt.“ Was heisst: תמס כעכו תמודו? Äll die Lust, die Mose hegte, um in das Land zu kommen, zerrann wie die Motte, welche in Geräthschaften eindringt und sie zernagt (morsch macht). Es giebt keine Lust, als das Land Israel vergl. Jerem. 3, 19: „Und ich gebe dir ein köstliches Land.“ Wenn es nun schon Mose, dem Gerechten, so erging, um wieviel mehr den Menschen, die nur für das Eitle und für den Tag des Gerichts bestimmt sind! „Ach, eitel ist der ganze Mensch.“ Sogar derjenige, sagte R. Acha, der zu einem Gott gemacht war, wie es heisst Ex. 7, 1: „Siehe, ich habe dich dem Pharao zum Gott gesetzt,“ und jetzt fleht er und wirft sich hin (wie es heisst): „Und er flehte zum Ewigen.“

[3] „Er flehte“ in Verbindung mit Dan. 2, 21: „Er ändert Zeit und Stunde.“ R. Abin sagte: Womit ist die Sache zu vergleichen? Mit einem König, der einen Freund hatte, welcher Heerführer, Eparchen und Feldherrn einsetzte (anstellte). Nach einiger Zeit sah man, dass er von dem Thorhüter verlangte, in den Palast zu gehen, und er liess es ihm nicht zu, worüber sich alle verwunderten und sprachen: Gestern (früher) hat er alle Heerführer, Eparchen und Kriegsobersten angestellt und jetzt verlangt er vom Thürhüter, in den Palast eingelassen zu werden und er lässt es ihm nicht zu. Da antwortete er: Die Stunde ist vorüber. So hatte auch Mose angeordnet und Gott hatte es bestätigt, z. B. (er sprach) Num. 10, 35:

Empfohlene Zitierweise:
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 19. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/027&oldid=- (Version vom 31.7.2018)