Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/048

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

Vater Israel! Das Wort, was du uns befohlen, lebt bei uns fort (Welches ist das?) „Der Ewige, unser Gott, der Ewige ist einzig.“

[36] Oder: „Höre Israel.“ Die Rabbinen sagen: Als Mose die Himmelshöhe erstiegen, hörte er die Dienstengel zu Gott sprechen: Gelobt sei der Name seines herrlichen Reiches immerdar. Diesen Ausspruch brachte er zu den Israeliten herab. Warum sagen es die Israeliten aber nicht öffentlich?[1] Es verhält sich hiermit, sagte R. Asi, wie mit einem, der einen Schmuck aus dem Palaste des Königs entwendet und seinem Weibe gegeben hatte mit den Worten: Schmücke dich damit nicht öffentlich, sondern nur im Innern deines Hauses. Aber am Versöhnungstage, wo die Israeliten so unschuldig wie die Dienstengel erscheinen, da sagen sie laut: Gepriesen sei der Name seines herrlichen Reiches immerdar.

[37] V. 5.

Und liebe den Ewigen, deinen Gott mit deinem ganzen Herzen und mit deiner ganzen Seele. (Was heisst das?) Mit allen den Seelen, die er in dir erschaffen hat. R. Meïr sagte: Bei jedem Athemzuge ist der Mensch verpflichtet seinen Schöpfer zu preisen. Woher lässt sich das beweisen? Es heisst Ps. 150, 6: „Alles was Odem hat, lobe den Ewigen.“ R. Simon sagt: Die Seele hat fünf Namen, es sind: יחידה, חיה, נשמה, נפש, רוח.

Die Rabbinen sagen[2]: Komm und sieh, Gott füllt seine Welt und die Seele füllt den Körper, Gott trägt seine Welt und die Seele trägt den Körper, Gott ist einzig (יחיד) in seiner Welt und die Seele ist einzig, vor Gott giebt es keinen Schlaf und vor der Seele giebt es auch keinen Schlaf; Gott ist rein in seiner Welt und die Seele ist rein im Körper, Gott sieht und wird nicht gesehen und die Seele sieht und wird nicht gesehen, so komme nun die Seele, welche sieht und nicht gesehen wird, und preise den Heiligen, gebenedeiet sei er, der auch sieht und nicht gesehen wird.

Herr der Welt! sprachen die Israeliten, diese Seele, welche dich preiset, wie lange befindet sie sich im Staube? s. Ps. 44, 26: „Zum Staube gebeugt ist unsere Seele.“ Darauf antwortet ihnen Gott: Bei eurem Leben! es naht das Ende und eure Seelen freuen sich, deshalb tröstet der Prophet Jesaia sie mit den Worten Jes. 61, 10: „Freuen will ich mich des Ewigen, meine Seele frohlockt in meinem Gott.“ R. Berachja sagte: An zehn Stellen nennt Gott Israel eine Braut, es sind Cant. 4, 8: „Mit mir vom Libanon, Braut,“ das. 5, 1: „Ich komm in meinen Garten, meine Schwester, Braut,“ das. 4, 9: „Du raubst mir das Herz, meine Schwester, Braut,“ das. V. 10: „Wie schön ist deine Liebe, meine Schwester, Braut;“ das. V. 11: „Honigseim träufeln deine Lippen, Braut;“ Jes. 62, 5: „Wie sich ein Bräutigam über die Braut freuet,“ Jerem. 7, 34: „Stimme des Bräutigams und Stimme der Braut;“ Jes. 49, 18: „Du sollst sie alle wie Schmuck


  1. Sie sagen es nämlich leise im Gebet.
  2. S. Berachot fol 10.
Empfohlene Zitierweise:
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 40. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/048&oldid=- (Version vom 31.7.2018)