August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba | |
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zu ihm: Bringe zwei Befehlshaber und zwölf Räthe, durch sie will ich dir das Pfand geben. So sprach auch Gott, als die Israeliten aus Aegypten zogen: Eure Väter haben mir ein Pfand anvertraut. Woher lässt sich das beweisen? Es heisst Ex. 3, 16: „Ich habe euch als Pfand bekommen[1].“ Er sprach zu ihnen: Bringet zwei Befehlshaber und zwölf Räthe, nämlich Mose und Aaron und die zwölf Stammhäupter, wie es heisst Num. 1, 3, 4: „Ihr sollt sie mustern nach ihren Heeren, und bei euch sei je ein Mann vom Stamme.“
Oder: „Der treue Gott.“ Die Rabbinen sagen: Aus der Redlichkeit eines menschlichen Wesens kannst du auf die Redlichkeit Gottes schliessen. R. Pinchas ben Jair wohnte in einer Stadt im Süden und es kamen Leute dahin, um sich zu ernähren. Sie führten zwei Sea Gerste bei sich, welche sie ihm aufzuheben gaben, sie vergassen sie aber und reisten wieder ab. R. Pinchas ben Jair säete sie in jedem Jahr, brachte sie wieder auf die Tenne und sammelte sie. Nach Verlauf von sieben Jahren kamen die Handelsleute wieder dahin, um das Uebergebene in Empfang zu nehmen. R. Pinchas ben Jair erkannte sie sogleich und sprach zu ihnen: Kommt und nehmt eure Schätze in Empfang.[2] Siehe, das ist die Redlichkeit von Fleisch und Blut, wie gross ist erst die Redlichkeit Gottes (eig. daraus kannst du auf die Redlichkeit Gottes schliessen)!
Einstmals ging R. Pinchas ben Jair in eine Stadt, wo die Mäuse alles in dem Gebiete dieser Stadt frassen, die Einwohner kamen zu ihm und baten ihn um einen Rath. Was that R. Pinchas ben Jair? Er fragte sie: Warum sondert (entrichtet) ihr nicht eure Zehnten, wie sich’s geziemt? Wollt ihr, dass, wenn wir uns für euch verbürgen, und ihr eure Zehnten, wie sich’s geziemt, absondert, die Mäuse euch keinen Schaden mehr verursachen? Ja, antworteten sie. Er verbürgte sich für sie, und die Mäuse zogen ab und wurden nicht mehr gesehen.[3]
Oder: Ein Cisternengräber[4] war mit Cisternengraben zum allgemeinen Besten beschäftigt und seine Tochter war unterwegs und wollte durch einen Strom gehen, wurde aber von ihm fortgerissen. Man kam und meldete dem R. Pinchas: Das und das ist der (deiner) Tochter von dem und dem zugestossen. Er sprach zu ihnen: Es ist nicht möglich (dass das vorgefallen sein kann), da ihr Vater im Wasser Gottes Willen thut, so wird Gott seine Tochter nicht im Wasser umkommen lassen. Sofort verbreitete sich das Gerücht (Geschrei) in der Stadt, die Tochter jenes Mannes sei wiedergekommen. Unsere Rabbinen sagen: Als R. Pinchas ben Jair jene Worte sprach, da kam ein Engel herab und zog sie heraus.[5]
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 43. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/051&oldid=- (Version vom 31.7.2018)