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Ps 7, 2: „Auf! Ewiger, mit deinem Zorn.“ Siehe, da stand Gott mit dem Zorn auf. Und woher lässt sich beweisen, dass Mose mit dem Grimm bestanden hat? Wie es heisst Ps. 106, 23: „Wenn nicht Mose, sein Erwählter, vor den Riss getreten wäre, um seinen Grimm zu wenden vom Verderben“. Mose stieg hierauf von der Veste (vom Himmel) herab mit den Bundestafeln in seiner Hand und er zerbrach sie nicht eher, als bis er mit seinen Augen (die That) gesehen. Woher lässt sich das beweisen? Es heisst Ex. 32, 19: „Und es geschah, als er dem Lager nahte und das Kalb sah“ u. s. w. In dieser Stunde entbrannte der Zorn Moses und er warf die Tafeln aus seiner Hand. Gott sprach zu ihm: Mose, du wolltest mir nicht glauben, dass sie sich ein Kalb gefertigt hätten, wie es heisst das. V. 8: „Sie sind bald abgewichen von dem Wege, den ich ihnen geboten.“ Die Rabbinen sagen: Deshalb beeilte sich Mose, um etwas Verdienstliches für die Israeliten vorzubringen, weil Gott ihm gesagt hatte: „Den ich ihnen geboten.“ Herr der Welt! sprach er vor ihm, mir ist es geboten worden, habe ich vielleicht das Gebot übertreten? Ihnen ist es nicht geboten worden und sie haben es nicht gewusst. Mose, sprach Gott zu ihm, ihnen wäre es nicht geboten worden? Nein! antwortete Mose. Hast du denn auf dem Sinai etwa gesagt: Ich bin der Ewige, euer Gott! Das hast du nicht gesagt, sondern Ex. 20, 2: „Ich bin der Ewige, dein Gott.“ Hast du denn gesagt: Ihr sollt keine fremden Götter haben? Das hast du nicht gesagt, sondern: „Du sollst keine fremden Götter haben.“ Das ist der Sinn der Worte: „Ewiger Gott, verdirb nicht dein Volk und dein Erbtheil.“

Mose liess keinen Winkel im Himmel, sagte R. Chija bar Abba, in welchem er sich nicht hingeworfen hätte. Und was sprach er? Was kann der Mund noch vorbringen.

Oder: „Ewiger, Gott, verdirb nicht dein Volk und dein Erbtheil.“ R. Chija bar Abba sagte: Als der Fürsprecher aufgehört hatte, nahm der heilige Geist zu Gunsten der Israeliten das Wort und sprach so zu ihnen Prov. 24, 28: „Sei nicht ohne Ursache Zeuge wider deinen Nächsten, wolltest du überreden mit deinen Lippen?“ „Sei nicht ohne Ursache Zeuge wider deinen Nächsten“ d. s. die Israeliten, welche רעים Nächsten (Freunde) Gottes genannt werden, wie es heisst Ps. 122, 8: „Wegen meiner Brüder und Freunde.“ „Wolltest du überreden mit deinen Lippen?“ wie es heisst Ps. 78, 36: „Sie überredeten (täuschten) ihn mit ihrem Munde.“ Auch das, was ihr am Sinai gesagt habt: „Wir wollen thun und gehorchen!“ habt ihr nicht gehalten. Zu Gott sprach er (der heilige Geist) s. Prov. 24, 29: „Sprich nicht, ich will vergelten; wie er mir gethan, will ich ihm thun,“ sondern: „Ewiger, Gott, verdirb nicht dein Volk und dein Erbtheil.“ Darum erwähnte er, als sie über den Jordan gehen wollten, für sie alles, was er zu ihren Gunsten als Anwalt vorgebracht hatte, denn er dachte, sie würden nun auch für ihn um Erbarmung beten, dass er mit ihnen in das Land komme. Was

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August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 49. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/057&oldid=- (Version vom 31.7.2018)