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[12] Cap. XX.

V. 10. Wenn du dich einer Stadt nahst.
Halacha.

Das sind die Dinge, welche die Erhaltung des Friedens zum Zweck haben. Die Weisen haben so gelehrt: Das sind die Dinge, welche die Erhaltung des Friedens zum Zweck haben, erst wird der Priester, dann der Levite und zuletzt der Israelit vor die Thora gerufen. Sieh, wie gross die Kraft des Friedens ist! R. Jochanan sagte: Nie hat die Sonne die Mangelhaftigkeit des Mondes gesehen. Warum? Zur Erhaltung des Friedens, wie es heisst Hi. 23, 2: „Herrschaft und Schrecken ist bei ihm; er macht Frieden in seinen Höhen.“ R. Levi sagte: Nicht eins von den Gestirnen, die am Himmel wandeln, sieht dasjenige, was vor ihm, sondern nur das, was hinter ihm ist, wie ein Mensch, welcher von einer Leiter herabsteigt und sein Gesicht rückwärts gekehrt ist, damit jedes Gestirn sagen könne: ich bin das erste. Das wollen die Worte sagen: „Er macht Frieden in seinen Höhen.“ Oder: „Er macht Frieden in seinen Höhen.“ Resch Lakisch sagte: Michael ist ganz Schnee, Gabriel ist ganz Feuer und sie stehen nebeneinander, ohne sich gegenseitig zu schaden. Bar Kapra sagte: Wenn schon die Höheren (Wesen), unter welchen weder Eifersucht, noch Hass, noch Streit stattfinden, des Friedens bedürfen, um wie viel mehr bedürfen seiner die Unteren, unter welchen es Hass, Streit und Eifersucht giebt! Die Rabbinen sagen: Du kannst es daran erkennen, wie gross die Kraft des Friedens ist, dass selbst betreffs des Krieges, in welchen der Mensch nur mit Schwertern und Lanzen auszieht, Gott sprach: Wenn ihr in den Krieg zieht, so sollt ihr erst mit Frieden anfangen, wie es hier heisst: „Wenn du dich einer Stadt nahest“ u. s. w.

[13] Oder: „Wenn du dich einer Stadt nahest“ in Verbindung mit Hi. 22, 28: „Wenn du etwas beschliessest, so wird es dir gelingen“ u. s. w. Die Rabbinen sagen: Diese Schriftstelle handelt von der Zeit, wo Gott gegen die Israeliten wegen des Kalbes zürnte. Gott sprach zu Mose Num. 14, 12: „Ich will es durch das Wort[1] schlagen, und es vertreiben.“ Was heisst das: „Ich will es durch das Wort schlagen und vertreiben?“ Gott sprach: Sie sollen nicht glauben, dass ich Schwerter und Lanzen brauche, um sie zu tödten, sowie ich meine Welt durch das Wort erschaffen habe, wie es heisst Ps. 33, 6: „Durch des Ewigen Wort ist der Himmel gemacht und durch den Hauch seines Mundes all sein Heer,“ so will ich ihnen thun, ich will ein Wort aus meinem Munde hervorgehen lassen und sie tödten. Das wollen die Worte sagen: „Ich will es durch das Wort schlagen und es vertreiben,“ Was heisst das: „Ich will sie vertreiben (ואורישנו)?“ Gott sprach zu Mose: Ich vererbe sie dir und lasse andere von dir hervorgehen, wie es heisst das.: „ich will dich zu einem grossen Volke machen.“ Als Mose dies hörte, fing er


  1. Der Midr. liest בַדָבָר anstatt בַדֶּבר.
Empfohlene Zitierweise:
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 72. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/080&oldid=- (Version vom 31.7.2018)