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daran erkennen, dass alle Aussatzmaale nur in Folge der Verleumdung kommen, siehe, Mirjam, die Fromme, weil sie übel über Mose, ihren Bruder, gesprochen hatte zog sie sich den Aussatz zu. Woher lässt sich das beweisen? Es heisst Deut. 24, 9: „Gedenke, was der Ewige, dein Gott, an Mirjam gethan.“

[9] Das sagt auch die Schrift Ps. 50, 20: „Du sitzest und redest gegen deinen Bruder, an deiner Mutter Soha (בבן אמך) deckst du Makel auf.“ R. Jochanan sagte: Wenn du deine Zunge gewöhnt hast, über deinen Bruder, wenn er auch nicht deiner Nation angehört, (übel) zu sprechen, so wirst du zuletzt auch an einem, der deiner Nation (בבן אומתך) angehört, Makel aufdecken.[1] R. Jehuda ben Levi sagte: Wenn du deine Zunge gewöhnt hast, über deinen Bruder, weil er von deinem Vater, aber nicht von deiner Mutter stammt, übel zu sprechen, so wirst du schliesslich auch an dem Sohne von deiner Mutter Makel aufdecken, denn jeder, der sich erfrecht (eig. sein Herz erhebt) über einen, der grösser als er ist, übel zu sprechen, bewirkt, dass ihn Aussatzmaale treffen. Wenn du das nicht glaubst, siehe, es dient die fromme Mirjam als Zeichen (warnendes Beispiel) für alle Verleumder. Das wollen die Worte sagen: „Gedenke, was der Ewige, dein Gott, an der Mirjam gethan hat.“

[10] Das sagt auch Koh. 5, 5: „Gestatte deinem Mund nicht, dass er dein Fleisch in Sünde bringe.“ Dieser Vers redet nach den Rabbinen von den Verleumdern. Wie so? „Gestatte deinem Munde nicht.“ Was heisst כן? Sobald der Mund verleumdet, so sündigt er gegen den Körper und zieht ihm zu, dass er geschlagen (bestraft) wird. Das wollen die Worte sagen: „Er bringt dein Fleisch in Sünde,“ denn der Mund versündigt sich am Fleische. Was heisst das: „Und sprich nicht vor dem Engel: es war ein Irrthum“ d. i. damit du nicht sagst: Siehe, ich verleumde, es weiss es ja niemand, da spricht Gott zu ihm: Wisse, dass ich einen Engel sende, der bei dir steht und alles aufschreibt, was du über deinen Nächsten sprichst. Woher lässt sich das beweisen? Aus Koh. 10, 20: „Auch in Gedanken fluche dem Könige nicht; auch in deinem Schlafgemach fluche dem Reichen nicht.“ Warum? „Denn der Vogel des Himmels trägt die Stimme fort.“ Was heisst das: „Und der Geflügelte verkündet das Wort?“ Das sind die Engel, von denen es heisst Jes. 6, 2: „Seraphe standen um ihn her, je sechs Flügel hatte einer.“ Koh. 5, 5: „Warum soll Gott über deine Stimme zürnen?“ d. i. über die Stimme, welche aus deinem Munde hervorgeht, „und verderben deiner Hände Werk?“ nämlich dass er jenen Mann mit Aussatzmaalen schlage. Und wenn du es nicht glaubst, siehe, Mirjam wurde, weil sie Mose, ihren Bruder, verleumdet hatte, geschlagen. Das wollen die Worte sagen: „Gedenke, was der Ewige, dein Gott, an Mirjam gethan,“ Er hat sie


  1. Der Midr. fasst die Stelle so: Sitzest du und sprichst übel gegen deinen Bruder (einen Heiden), so wirst du zuletzt auch gegen deinen leiblichen Bruder Schimpf aufdecken.
Empfohlene Zitierweise:
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 80. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/088&oldid=- (Version vom 12.5.2018)