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Strassenläuferin werde, wovon soll ich sie erschaffen? Von einem verborgenen Gliede an ihm, von der Hüfte, und trotz all dieser Vorsicht hat es nichts geholfen. Alles, was Gott beabsichtigt hatte, dass sie nicht haben sollte, findet sich selbst bei den besten. Gott sprach: Ich will sie nicht vom Auge erschaffen, damit ihr Auge nicht stolz werde, trotzdem heisst es von ihr Gen. 3, 6: „Das Weib sah;“ ich will sie nicht vom Ohre erschaffen, damit sie nicht aufhorchend werde, trotzdem heisst es Gen. 18, 10: „Sara horchte;“ ich will sie nicht von der Hand erschaffen, damit sie nicht stehle, trotzdem heisst es Gen. 31, 19: „Rahel stahl die Theraphim,“ ich will sie nicht vom Fusse erschaffen, damit sie nicht eine Strassenläuferin werde, trotzdem heisst es Gen. 30, 16: „Lea ging hinaus ihm entgegen,“ ich will sie nicht vom Munde erschaffen, damit sie nicht redselig werde, trotzdem heisst es von der frommen Mirjam: „Mirjam redete übel von ihrem Bruder.“ Siehe, was ihr widerfuhr! (Das wollen die Worte sagen:) „Gedenke, was der Ewige, dein Gott, der Mirjam gethan hat.“

[12] Oder: „Gedenke.“ Die Rabbinen sagen: Womit ist das zu vergleichen? Mit einem Könige, welcher aus dem Krieg (als Sieger) kam und es pries ihn die Matrone (Gemahlin). Der König sprach: Du sollst fortan die Oberste (eig. Mutter אום) in der Rathsversammlung (ἡ σύγκλητος sc. βουλή) genannt werden! Nach einiger Zeit fing sie an die Provision (die Einkünfte ἀννώνα) des Königs in Unordnung zu bringen (d. i. sie verleumdete ihn), da sagte der König: Da sie so verfuhr, so soll sie in das Bergwerk (μέταλλον) verbannt werden! So auch als Gott den Krieg am Meere (siegreich) geführt hatte, da sang Mirjam ihr „Loblied“ und wurde dieserhalb eine Prophetin genannt, wie es heisst Ex. 13, 20: „Und Mirjam, die Prophetin, nahm die Pauke,“ als sie aber gegen ihren Bruder üble Nachrede verbreitet hatte, da sprach Gott: Sie soll nun in’s Bergwerk verbannt werden, wie es heisst Num. 12, 15: „Mirjam wurde eingeschlossen.“

[13] Oder: „Gedenke.“ Als Mose sah, was seiner Schwester widerfahren war, fing er an zu schreien und mit ganzem Herzen und mit ganzer Seele für sie zu beten s. das. V. 13: „O Gott, heile sie doch!“ Die Rabbinen sagen: Mose sprach: Herr der Welt! du hast mich schon zum Arzte gemacht, heilst du sie, siehe, so ist’s gut, wo nicht, so heile ich sie.

Oder was heisst: אל נא o Gott! R. Abba bar Kahana sagte: Womit ist das zu vergleichen? Mit dem Schüler eines Arztes, vor dem eine Unpässliche gebracht wurde, um sie zu besichtigen. Er brachte sie zu seinem Lehrer. Mein Herr! sagte der Schüler zu seinem Lehrer, du hast mir bereits die ganze Heilmethode (eig. die ganze Ordnung des Heilens, alle Arien von Heilmittel) gelehrt, willst du sie heilen, siehe, so ist’s gut, wo nicht, siehe, so heile ich sie. So sprach auch Mose: Herr der Welt! du hast mir bereits die ganze Ordnung (alle Arten) von Aussatzmaalen zu heilen gelehrt,

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August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 82. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/090&oldid=- (Version vom 31.7.2018)