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zu sitzen, wie es heisst Prov. 15, 31: „Das Ohr, was auf Zurechtweisung des Lebens hört, herbergt unter den Weisen.“

[4] Zu beobachten und zu thun alle meine Gebote. R. Simeon ben Chalaphtha sagte: Wer die Worte der Thora erlernt hat, und sie nicht hält (darnach lebt), hat eine schwerere Strafe zu gewärtigen, als derjenige, der gar nichts gelernt hat. Womit ist das zu vergleichen? Mit einem Könige, der einen Lustgarten hatte und zwei Winzer dahin setzte, der eine pflanzte Bäume und schnitt sie wieder ab, der andere pflanzte gar nichts und schnitt auch nichts ab. Ueber welchen wird wohl der König zürnen? Doch wohl über den, welcher pflanzte und wieder abschnitt. So wird auch der, welcher die Worte der Thora gelernt hat und sie nicht hält, eine schwerere Strafe erleiden, als derjenige, welcher sie gar nicht gelernt hat. Woher lässt sich das beweisen? Es heisst Jes. 26, 10: „Wird der Frevler begnadigt, so lernt er nicht Gerechtigkeit.“ Wer aber gelernt hat und nicht hält, der ist nicht begnadigt. Das wollen die Worte sagen: „Zu beobachten und zu thun alle meine Gebote,“

[5] V. 3.

gesegnet bist du in der Stadt. R. Jizchak fragte: Was heisst das: „in der Stadt?“ Mit dem Lohne der pflichtmässigen Handlungen, die du in der Stadt übst, wie z. B. Challa, Zizith, Laubhütte, Sabbathlicht.

Und gesegnet auf dem Felde“ d. i. mit dem Lohne der Handlungen, die du auf dem Felde übst betreffs der Nachlese (לקט), der vergessenen Garbe (שכחה) und der Eckstücke.[1] Die Rabbinen erklären, du wirst in der Stadt durch das gesegnet sein, worin du vom Felde gesegnet bist, weil der Boden seine Früchte (seinen Ertrag) geben wird.

V. 6. Du bist gesegnet bei deinem Kommen. Dieser Vers, sagte R. Jehuda bar Simon, spricht von Mose. „In deinem Kommen“ d. i. Mose, welcher bei seinem Eintritt in die Welt gleich Entfernte näherte, nämlich Bathia, die Tochter Pharaos,

und gesegnet bei deinem Ausgange, wie es auch bei Mose der Fall war, welcher bei seinem Scheiden von der Welt die Entfernten näherte, nämlich Ruben, wie es heisst Deut. 33, 6: „Es lebe Ruben und sterbe nicht.“ Oder: „Gesegnet bist du bei deinem Kommen“ d. i. bei deinem Handel, „und bei deinem Ausgehen“ d. i. bei deinem Handel, wie auch David erklärt hat Ps. 121, 8: „Der Ewige behütet deinen Aus- und Eingang.“

Oder: „Gesegnet bist du bei deinem Kommen“ d. i. bei deinem Eintritt in die Welt, „und bei deinem Ausgange“ d. i. bei deinem Scheiden von der Welt. R. Berachja sagte: Es heisst Koh. 3, 2: „Geboren werden hat seine Zeit und Sterben hat seine Zeit.“ Wissen wir denn das nicht, dass es eine Zeit giebt, wo der Mensch geboren wird und eine Zeit, wo er stirbt? Allein der Sinn ist: Heil dem Menschen, dessen Sterbezeit gleich der Zeit seiner Geburt ist. Sowie er in der Stunde, wo er geboren wird, rein ist, so sei er auch in


  1. S. Pea IV, 9. 10.
Empfohlene Zitierweise:
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 86. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/094&oldid=- (Version vom 31.7.2018)