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der Stunde, wo er stirbt, rein. Das wollen die Worte sagen: „Gesegnet bist du in deinem Eingang und gesegnet bist du in deinem Ausgang.“

[6] V. 12.

Der Ewige wird dir seine Schatzkammer öffnen. Was heisst das: „Er wird öffnen?“ R. Jonathan sagte: Drei Schlüssel befinden sich in Gottes Hand, über welche kein Geschöpf verfügen kann, weder ein Engel, noch ein Seraph, es sind der Schlüssel zur Todtenbelebung, der Schlüssel für die Unfruchtbaren und der Schlüssel zum Regen: der Schlüssel zur Todtenbelebung, wie es heisst Ezech. 37, 13: „Und ihr werdet erkennen, dass ich der Ewige bin, wenn ich eure Gräber öffne;“ der Schlüssel für die Unfruchtbaren, wie es heisst Gen. 29, 31: „Und er that ihren Mutterleib auf,“ und der Schlüssel zum Regen, wie es hier heisst: „Der Ewige wird dir eröffnen seine gute Schatzkammer.“

Oder: „Der Ewige wird dir eröffnen“ u. s. w. Die Rabbinen sagen: Der Regen ist so gross (wichtig), wie die Todtenbelebung. Woher lässt sich das beweisen? Es heisst Hos. 7, 3; „Er wird uns kommen wie der Regen, wie Spätregen, der das Land benetzt.“ Und was steht nachher? „Er belebt uns nach zwei Tagen.“ Darum haben die Alten auch den Regen im achtzehngliederigen Gebet (Schemone esre) gleich neben die Todtenbelebung gesetzt[1], weil er ebenso wichtig wie diese ist.

Oder: „Er wird dir öffnen.“ R. Elieser ben Jacob sagt: Wenn es regnet, wird auch Handel und Wandel (Nehmen und Geben) gesegnet, wie es heisst Deut. 28, 12: „zu geben Regen deinem Lande, und das ganze Werk deiner Hände zu segnen. Die Rabbinen sagen: Auch die Fische werden gesegnet sein. Unsere Rabbinen erzählen: Bei Akko wurde ein Fisch gefangen, bevor es ein Viertel geregnet hatte und man schätzte ihn auf 300 Litra, was aber nicht zutraf, denn er wog nur 200 Litra. Da sprach ein Alter: Wenn es ein Viertel geregnet hätte, so würde der Fisch schwerer sein. Nachdem es ein Viertel geregnet hatte, fing man wieder einen Fisch und man schätzte ihn auf 200 Litra, er wog aber 300 Litra. Da siehst du, dass auch die Fische gesegnet sind.

Oder: „Der Ewige wird dir öffnen.“ Siehe, wie gross der Regen ist! Rab Jehuda bar Ezechiel pflegte, wenn er es regnen sah, zu danken: Verherrlicht, gross und gepriesen ist der Name dessen, der da sprach und die Welt ward, welcher viele Tausend und Zehntausende (eig. der Tausend der Tausende und Myriaden der Myriaden) von Engeln über jeden Tropfen setzt, welcher herabfällt. Warum? Von hier (der Erde) bis zur Veste ist ein Weg von 500 Jahren und der Regen kommt herab, ohne dass sich ein Tropfen mit einem andern (seinen Genossen) vermischt, (als


  1. D. h. sie haben beides in Verbindung miteinander gebracht: „Er lässt den Wind wehen“ u. s. w., und darauf heisst es: „Du belebst die Todten.“
Empfohlene Zitierweise:
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 87. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/095&oldid=- (Version vom 31.7.2018)