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Gott aber verfährt nicht so, die Israeliten waren in der Wüste vierzig Jahre und erzürnten ihn und er hat sie getragen. Woher lässt sich das beweisen? Weil es heisst Deut. 1, 31: „Und in der Wüste, wie du gesehen“ u. s. w. Oder Resch Lakisch sagte: Was heisst das: „Da der Ewige, dein Gott, dich trug?“ Er trug sie und erzog sie, weil er sie gleichsam zu göttlichen Wesen gemacht hatte, wie es heisst Ps. 82, 6: „Ich sprach: Götter seid ihr.“

Oder R. Simeon ben Jochai sagte: Gewöhnlich wenn ein Vater einen Sohn hat, so giebt er ihn einer Magd, dass sie ihn säuge, hat er keine Magd, so giebt er ihn einer Amme, die ihn zwei oder drei Jahre nährt, Gott verfährt aber nicht so, sondern wie es Jes. 46, 4 heisst: „Bis zum Greisenalter bin ich es, bis zum grauen Haar will ich euch tragen“ u. s. w. Bei eurem Leben! sprach Gott zu ihnen, sowie ich euch in dieser Welt gross gemacht habe, so werde ich euch auch in Zukunft gross machen und ehren, wie es heisst Jerem. 31, 20: „Ein theurer Sohn ist mir Ephraim.“


.סדר אתם נצבים

Parascha VIII.

[1] Halacha. Wer das Morgen- oder das Mussaph- (Zusatz-) oder das Minchagebet vielemale nicht verrichtet hat, entweder weil er nicht Musse hatte zu beten (aus Mangel an Zeit), oder weil er seine Bedürfnisse befriedigt hat, oder weil er sich auf der Reise befand und vergessen hatte es zu beten, damit er aus seiner Schuldigkeit herauskomme, was hat er zu thun (d. i. wenn darf er das Gebet nachholen)? Die Weisen haben so gelehrt: Das Morgengebet kann bis Mittag, das Minchagebet bis Abend verschoben werden und für das Abendgebet giebt es keine bestimmte Zeit, das Mussaphgebet jedoch kann den ganzen Tag nachgeholt werden. R. Eleasar sagte: Hat der Mensch es vergessen und das Mussaphgebet nicht gebetet, und er kommt, um das Minchagebet zu beten, so verrichte er zuvor dieses und hernach erst das Mussaphgebet. Warum? Weil alles womöglich zu seiner Zeit geschehe. Für das Abendgebet giebt es keine bestimmte Zeit, es kann bis zum Morgenanbruch verrichtet werden. Warum? Denn so heisst es Prov. 8, 17: „Ich liebe, die mich lieben, und die mich suchen, finden mich.“ Und jeder, welcher betet und sein Herz ist darauf gerichtet, für den ist es ein gutes Vorzeichen, dass sein Gebet Annahme gefunden hat, wie es heisst Ps. 10, 17: „Den Wunsch der Demüthigen hörst du, Ewiger“ u. s. w. Gross ist das Gebet vor Gott. R. Eleasar sagte: Willst du die Kraft des Gebets kennen lernen, wenn sie auch nicht alles ausrichtet, so richtet sie doch die Hälfte aus. Kain stand gegen seinen Bruder Abel auf und erschlug ihn, in Folge dessen wurde über ihn verhängt Gen. 4, 12: „Unstät und flüchtig sollst du sein auf der Erde.“ Sofort erhob er sich und

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August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 92. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/100&oldid=- (Version vom 31.7.2018)