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legte vor Gott das Bekenntniss ab mit den Worten das. V. 13: „Zu gross ist meine Schuld, als dass ich sie tragen könnte.“ Herr der Welt! sprach er vor Gott, du trägst die ganze Welt und meine Schuld kannst du nicht tragen? Du hast geschrieben Micha 7, 18: „Er trägt Sünde und geht über Missethat hinweg,“ vergieb meine Schuld, welche gross ist. Sofort fand er Gnade vor Gott und es wurde ihm נע das unstät sein, die eine Hälfte des Verhängnisses, abgenommen, denn so heisst es Gen. 4, 16: „Er liess sich nieder im Lande נוד (Flucht).“ Daraus kannst du lernen, dass das Gebet gross vor Gott ist. So auch Chiskia. Als ihm der Prophet sagte s. Jes. 38, 1: „Bestelle dein Haus, denn du wirst sterben,“ wandte Chiskia sofort sein Gesicht zur Wand und Gott sprach zu ihm 2 Reg. 20, 5. 6: „Ich habe dein Gebet gehört ... und ich füge zu deinem Leben noch 15 Jahre hinzu.“ So steht auch Ps. 145, 19: „Den Willen seiner Verehrer thut er, er hört ihr Geschrei und hilft ihnen.“

[2] Cap. XXX.

V. 11. Denn dieses Gebot.

Halacha. Wer im Begriff steht in der Thora vorzulesen, was für eine Benediction (Beracha) hat er zu sprechen? So haben die Weisen gelehrt: Derjenige, mit welchem die Thoravorlesung anfängt und schliesst, spreche vor- und nachher eine Beracha. Woher lässt sich beweisen, dass eine Beracha vorher und nachher erforderlich ist? Aus Ps. 119, 12: „Gepriesen seist du, Ewiger,“ und weiter heisst es: „Lehre mich deine Satzungen.“ Das ist die Beracha, welche er vorher zu sprechen hat. Woher lässt sich beweisen, dass auch nachher eine Beracha erforderlich ist. R. Samuel bar Nachman im Namen des R. Jonathan sagt: Weil es nach dem Liede (das mit האזינו anfängt) der Segen (וזאת הברכה) folgt. So hat auch Mose, nachdem er das Gesetz gelehrt, den Segen gesprochen. Siehe, das ist die Beracha nachher.

Oder Gott sprach: Wenn du dich mit dem Segen über die Thora befassest, so segne auch ich dich, wie es heisst Ex. 20, 24: „Ueberall, wo ich werde meinen Namen erwähnen lassen“ u. s. w.

Oder die Rabbinen sagen: Gott sprach: Wer über die Thora den Segen spricht, der spricht auch über sich selbst den Segen, wie es heisst Prov. 9, 11: „Ja, durch mich (sagt die Weisheit) vermehren sich deine Tage und es nehmen dir zu die Jahre des Lebens.“ Und wenn ihr meint, ich hätte sie (die Jahre oder Tage) euch zu eurem Unglück gegeben, (so bedenke) dass ich euch auch die Thora nur zu eurem Besten gegeben habe, nach welcher selbst die Dienstengel Verlangen zeigten, sie wurde ihnen aber verborgen, wie es heisst Hi. 28, 21: „Sie ist vor den Augen aller Lebenden verborgen“ d. i. den Thieren, „und vor den Vögeln des Himmels verhüllt“ d. i. den Engeln. Woher lässt sich beweisen (dass die Engel Vögel sind)? Weil es Jes. 6, 6 heisst: „Und es flog (ויעף) einer von den Seraphim zu mir.“ Die Dienstengel sprachen zu ihnen:

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August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 93. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/101&oldid=- (Version vom 31.7.2018)