August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba | |
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geirrt, so tritt ein anderer an seine Stelle. Und wo fängt dieser an? Bei dem Anfange der Benediction, bei der jener sich geirrt hat? Von wem hat man das gelernt? Von den Vätern der Welt (Altvätern). Warum? Weil jeder mit der Stelle anfängt, womit sein Vorgänger (Genosse) geendigt hatte. Wie so? Abraham segnete den Jizchak, wie es heisst Gen. 25, 5: „Und Abraham gab alles, was er hatte, dem Jizchak.“ Was gab er ihm? R. Jehuda und R. Nechemja sind darüber verschiedener Meinung, R. Jehuda sagte: Er gab ihm das Erstgeburtsrecht, weil es heisst das. V. 33: „Und er verkaufte seine Erstgeburt an Jacob.“ R. Nechemja dagegen sagte: Er gab ihm den Segen, wie es heisst das. 27, 28: „Es gebe dir Gott vom Thau des Himmels.“ Da stand Jizchak auf, um den Jacob zu segnen. Er dachte: Mit der Stelle, mit welcher mein Vater geschlossen hat, will ich anfangen. Mein Vater hat mit dem Worte „יתן er gebe“ geschlossen, mit demselben Worte יתן will ich anfangen, wie es heisst Gen. 27, 28: „Es gebe (יתן) dir Gott vom Thau des Himmels.“ Womit hat Jizchak den Segen geschlossen? Mit קרא rufen, wie es heisst das. 28, 1: „Jizchak rief den Jacob und segnete ihn.“ Darauf trat Jacob auf, die Stämme zu segnen. Er dachte, ich will mit dem Worte קרא anfangen, wie es heisst das. 49, 1: „Jacob rief seine Söhne.“ Womit hat Jacob geschlossen? Mit dem Worte „זאת dieses,“ wie es heisst das. 49, 28: „Und dies (וזאת) ist’s, was ihr Vater Jacob zu ihnen geredet.“ Nun trat Mose auf, die Israeliten zu segnen. Er sprach: Ich fange nur mit זאת an. Woher lässt sich das beweisen? Aus dem, was wir Deut. 33, 1 lesen: Und dies ist der Segen.
Oder: „Und dies ist der Segen.“ [2] Das sagt auch die Schrift Ps. 24, 3: „Wer darf den Berg des Ewigen besteigen?“ Die Rabbinen sagen: Dieser Vers redet von Mose. Wer darf den Berg des Ewigen besteigen? Das ist Mose, wie es heisst Ex. 19, 3: „Und Mose stieg hinauf zu Gott“ u. s. w.; „und wer stehn am Orte seiner Herrlichkeit?“ Das ist Mose, wie es heisst Ex. 3, 5: „Denn der Ort, auf dem du stehst, ist heiliges Land.“ „Wer reiner Hände ist“ d. i. Mose, wie es heisst Num. 16, 15: „Nicht einen Esel habe ich von ihnen genommen.“ „Und reinen Herzens ist“ d. i. Mose. R. Jizchak sagte: Wenn ein Idiot (gemeiner Mann) so zu seinem Nächsten spräche, so würde es ihm zur Schande gereichen und Mose sprach: „Warum, Ewiger, entbrennt dein Zorn gegen dein Volk?“ Allein er hatte ein so klares Bewusstsein, dass er nicht sein eigenes Bedürfniss für sich begehrte, sondern das Bedürfniss für Israel. „Wer nicht zum Eitlen erhebt seine Seele“ d. i. die Seele des Aegypters, welche er nicht umsonst, sondern mit Recht genommen hat; „nicht zum Truge schwört“ d. i. Mose, wie es heisst Ex. 2, 21: „Und Mose willigte ein, bei dem Manne zu wohnen.“ „Der empfängt Segen vom Ewigen“ d. i. Mose. R. Tanchuma sagte: Lies nicht: ישׂא, sondern: ישׂיא, er lässt andere den Segen empfangen, (wie es heisst:)
[3] „Dies ist der Segen.“
August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 107. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/115&oldid=- (Version vom 31.7.2018)