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Frevler! ich weine und du lachst? s. Mich. 7, 8: „Freue dich nicht, meine Feindin, über mich! zwar fiel ich, doch stehe ich wieder auf, zwar sitz ich in Finsterniss, doch der Ewige ist mein Licht.“ „Zwar fiel ich“ durch Moses Hinscheiden, „doch stehe ich wieder auf“ durch Josuas Vorsteher- (Verpflegungs-) amt, wenn er die 31 Könige niederwerfen (überwinden) wird; zwar „sitze ich im Finstern“ bei der Zerstörung des ersten und zweiten Tempels, „doch ist der Ewige mein Licht“ in den Tagen des Messias. Nun blieb dem Mose nur noch eine Stunde Frist. Da sprach er vor Gott: Herr der Welt! wenn du mich nicht in das Land Israel kommen lässest, so lasse mich hier in dieser Welt, dass ich lebe und nicht sterbe. Da antwortete ihm Gott: Wenn ich dich nicht sterben lasse in dieser Welt, wie soll ich dich beleben in jener Welt? Und nicht nur das, du machst auch mein Gesetz trüglich, denn es steht in meinem Gesetze durch dich geschrieben: „Aus meiner Hand rettet niemand (s. Deut. 32, 39). Herr der Welt! fuhr Mose vor Gott fort, wenn du mich nicht in das Land Israel kommen lassen willst, so lass mich sein wie die Thiere des Feldes, die Kraut essen und Wasser trinken und leben und die Welt sehen (geniessen). Es möge meine Seele wie eins von ihnen sein. Gott entgegnete: Es ist genug (d. i. sprich nicht weiter)! Mose aber fuhr fort: Herr der Welt! wenn nicht, so lass mich in dieser Welt wie dieser Vogel sein, der nach allen vier Himmelsgegenden fliegt, seine Nahrung täglich sammelt und zur Abendzeit zu seinem Neste zurückkehrt. Es möge meine Seele wie einer von ihnen sein! Es ist genug! sprach Gott. Was heisst das: Es ist genug? Gott sprach zu ihm: Es ist genug, was du geredet hast. Da Mose sah, dass ihn kein Geschöpf vom Wege des Todes erretten konnte, sprach er die Worte Deut. 32, 4: „Der Fels, fehllos ist sein Wirken; denn alle seine Wege sind Recht; ein Gott der Treue, ohne Falsch, gerecht und grade ist er.“ Was that Mose? Er nahm die Rolle und schrieb darauf den Gottesnamen und das Buch des Liedes (Deut. 32); er hatte aber noch nicht ganz zu Ende geschrieben, so war der Augenblick eingetreten, in welchem er sterben sollte. Da sprach Gott zu Gabriel: Gabriel geh und hole Moses Seele. Herr der Welt! entgegnete er vor ihm, wer so wichtig ist, wie 60 Myriaden, wie kann ich dessen Tod ansehen? Und wer solche Dinge (Eigenschaften) besitzt, wie kann ich den mit Zorn behandeln? Darauf sprach Gott zu Michael: Geh’ und bringe du Moses Seele! Er sprach vor ihm: Herr der Welt! ich war ihm ein Lehrer und er war mir ein Schüler, ich kann seinen Tod nicht sehen. Darauf sprach Gott zu dem ruchlosen Samael: Geh’ und bringe du Moses Seele. Sofort rüstete er sich mit Zorn und umgürtete sich mit seinem Schwerte und hüllte sich in Grausamkeit und ging zu Mose. Als er ihn sah, da sass er und schrieb den vollen Gottesnamen und der Glanz seines Ansehens glich der Sonne und er war einem Engel des Ewigen Zebaoth ähnlich. Da fürchtete sich Samael vor Mose und sprach: Führwar! keine Engel können

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August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 115. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/123&oldid=- (Version vom 31.7.2018)