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der Welt! gedenke des Tages, an welchem du mir im Dornenbusch erschienst und zu mir sagtest Ex. 3, 10: „Komm, ich will dich zu Pharao senden und führe mein Volk, die Kinder Israels, aus Aegypten;“ gedenke des Tages, an welchem ich auf dem Berge Sinai stand 40 Tage und 40 Nächte, ich bitte dich, gieb mich nicht in die Hand des Todesengels! Da liess eine Himmelsstimme die Worte vernehmen: Fürchte dich nicht, ich selbst werde mich mit dir und deinem Begräbniss beschäftigen. Nun erhob sich Mose, heiligte sich, wie die Seraphim, und Gott liess sich von den höchsten Himmeln herab, um Moses Seele aufzunehmen, die drei Dienstengel Michael, Gabriel und Sagsagel waren mit ihm. Michael machte die Lagerstätte für Mose zurecht, Gabriel breitete ein Gewand von Byssus aus zu seinen Häupten und Sagsagel zu seinen Füssen, Michael von der einen Seite und Gabriel von der andern Seite. Da sprach Gott zu Mose: Senke deine Augen, das eine auf das andere! Gott sprach ferner zu ihm: Lege deine Hände auf die Brust! und er legte seine Hände auf die Brust. Gott sprach abermals zu ihm: Lege deine Füsse einen auf den andern! Er legte seine Füsse einen auf den andern. In dieser Stunde rief Gott die Seele aus seinem Körper mit den Worten: Meine Tochter, 120 Jahre hatte ich dir bestimmt, dass du im Körper Moses seiest, jetzt ist nun dein Ende gekommen, dass du herausgehest, zögere nicht! Herr der Welt! sprach sie, ich weiss, dass du der Gott aller Geister und aller Seelen bist, dass auch die Seelen aller Lebenden und Todten in deine Hand gegeben sind; du hast mich erschaffen, du hast mich gebildet und du hast mich in den Körper Moses 120 Jahre gegeben (wohnen lassen) und jetzt, giebt es wohl einen reineren Körper in der Welt, als derjenige von Mose ist, in dem weder übler Geruch, noch Wurm, noch Fäulniss gesehen wird? Darum habe ich ihn auch lieb gewonnen und ich will jetzt nicht aus ihm herausgehen. Seele, fahre aus! sprach Gott wieder zu ihr, zögere nicht, ich lasse dich aufsteigen zu den obersten Himmeln und lasse dich wohnen unter dem Thron meiner Herrlichkeit neben den Cherubim, Seraphim und Schaaren (des Ewigen). Sie sprach vor ihm: Herr der Welt! von deiner Schechina von oben stiegen zwei Engel herab, Usa und Asasel, und hatten Wohlgefallen an den Töchtern der Erde und sie verderbten ihren Weg auf der Erde, bis du sie schweben liessest zwischen Himmel und Erde, allein Amrams Sohn liess sich von dem Tage an, wo du ihm im Dornbusch erschienest, nicht mit seinem Weibe ein (eig. er kam nicht zu ihr), wie es heisst Num. 12, 1: „Und Mirjam und Aaron redeten wider Mose, um des äthiopischen Weibes willen, welches er genommen; denn ein äthiopisches Weib hatte er genommen.“ Ich bitte dich, lass mich im Körper Moses. Da küsste ihn Gott und nahm ihm mit dem Kuss des Mundes seine Seele. Gott weinte (und sprach) Ps. 94, 16: „Wer erhebt sich für mich gegen die Bösen? wer steht für mich gegen die Uebelthäter?“ Der heilige Geist sprach Deut. 34, 10: „Es steht

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August Wünsche (Übersetzer): Debarim Rabba. Otto Schulze, Leipzig 1882, Seite 117. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:DebarimRabbaGermanWuensche.djvu/125&oldid=- (Version vom 9.12.2022)