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Walther Kabel: Den eigenen Tod gemeldet. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 12, S. 230–232

ungefesselt an die Mauer des Kasernenhofes in Queretaro gestellt. Ihnen gegenüber stand eine Abteilung Infanterie mit geladenem Gewehre bei Fuß. Aber noch immer zögerte der kommandierende Offizier, ein Oberst namens Alvaro. Man wartete auf Juarez, der der Hinrichtung hatte beiwohnen wollen. Nachdem eine peinvolle halbe Stunde vergangen war, traf ein Bote mit der Nachricht ein, daß der Präsident nicht erscheinen würde. Die Exekution solle aber sofort vollzogen werden. Man wollte nun den drei Verurteilten, die leichenblaß an der Mauer lehnten, die Augen verbinden. Auch dies unterblieb auf ihre Bitten.

Da trat einer der Todeskandidaten, ein Hauptmann namens Saltesta, sicheren Schrittes dicht an Oberst Alvaro heran und sagte laut: „Ich wollte meine letzte Meldung eigentlich Benito Juarez erstatten. Nehmen Sie sie für diesen Mordbuben entgegen. – Oberst Alvaro und Hauptmann Saltesta sind tot!“

Damit riß er einen bereitgehaltenen Dolch aus der Tasche und stieß ihn dem Oberst mitten ins Herz. Wenige Minuten später war auch Saltesta eine Leiche.

W. K.
Empfohlene Zitierweise:
Walther Kabel: Den eigenen Tod gemeldet. In: Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Jahrgang 1913, Bd. 12, S. 230–232. Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1913, Seite 232. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Den_eigenen_Tod_gemeldet.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)