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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

Auf ihr musste Hagen mit Jakob Andreä disputiren, bekannte sich dort für überwunden[1] und erklärte sich bereit, zur lutherischen Lehre zurückzukehren. Derselben Synode befahl der Herzog ein Glaubensbekenntniss abzufassen und sie nahm einstimmig ein von Brenz ihr vorgelegtes an.

 Der Vorfall mit Hagen hat da ohne Zweifel den willkommenen Anlass zu Aufstellung eines solchen Glaubensbekenntnisses gegeben, das man aus anderen Ursachen für nothwendig hielt. Als solche Ursache nennt Sattler[2] die nahe bevorstehende Zusammenkunft der Fürsten zum Behuf der Erzielung einer Einigkeit in der Kirche. Der Herzog Christoph, berichtet er, hatte zur Vorbereitung ein Glaubensbekenntniss der Theologen seines Landes für nothwendig gehalten. Man wird aber auch annehmen dürfen, dass dasselbe in Zusammenhang steht mit den Vorgängen in der Pfalz in Betreff der Abendmahlslehre, und es ist in der That von unberechenbarer Bedeutung, dass ein ganzes Land, und gerade dieses Land, ein solches Zeugniss für die lutherische Lehre ablegte, und dass es dasselbe gerade in diesem Moment ablegte. Bisher waren nur die Niedersachsen für die Lehre Luthers eingestanden, diese aber wurden von den Gegnern als Zeloten verschrieen, welche grundlos den Frieden störten. Da war es von grossem Belang, dass man von anderer und sehr geachteter Seite her ein gleiches Zeugniss ablegte. Und gewiss glaubte Brenz, dass es an der Zeit sei, das zu thun. Dafür spricht dann auch das Bekenntniss selbst. Dieses enthält nemlich die Lehre Luthers, aber so, dass eine Missdeutung und Umdeutung desselben zu Gunsten des Calvinismus abgewehrt war.

 Es wird darin bekannt, „dass im Nachtmahl des Herrn mit Brod und Wein durch die Kraft des Worts der wahrhaftige Leib


  1. Hagen, der sich erst zu vertheidigen suchte, berief sich auf die Worte des Brenz in dessen Commentar zum Johannes, wo dieser sagte: der leibliche Mund empfange das Brod, der Mund des Glaubens aber den Leib Christi. Brenz aber wies mit Entrüstung die Deutung dieser seiner Aeusserung im calvinischen Sinn zurück. Hartm. u. Jäger II, 373.
  2. Sattlers Geschichte des Herzogthums Würtemberg. IV. Thl. p. 141.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 239. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/263&oldid=- (Version vom 1.10.2017)