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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

dass die Protestanten keineswegs im Glauben einig seien, dieselben auf, die Sekten erst namentlich zu benennen, welche sie von der A. C. ausschliessen oder was sie für Lehren darunter begriffen. Bisher hätten sie nur Schwenkfeld, Servet, Thamer und die Wiedertäufer genannt. Nun müssten sie sich auch vermöge des Reichsdekrets deutlich erklären, ob sie die Zwinglianer und Calvinisten in der Lehre vom Sacrament, die Osiandristen in der Lehre von der Rechtfertigung, die Flacianer in der Lehre de servo arbitrio und guten Werken, und die Picarden in anderen vielen Punkten von der A. C. ausschlössen“[1].

 Jetzt glaubten die sächsischen Theologen, es wäre tempus confessionis und waren entschlossen, in der nächsten Sitzung ihre Protestation zu publiciren. Vergebens suchte man sie von diesem Beschluss abzubringen, und als man ihnen drohte, sie von der ferneren Theilnahme an dem Gespräch auszuschliessen, übergaben die vier Theologen, Schnepf, Mörlin, Strigel und Stössel am 2. October ihre Protestation dem Präsidenten des Colloquiums mit der Bitte, sie zu den Akten zu nehmen, und verliessen Worms.

 Damit war das Collequium zu seinem Ende gekommen. Alle Bemühungen der zurückgebliebenen Protestanten um einen Fortgang desselben waren vergeblich. Die Katholiken erklärten jetzt, sie wüssten nicht, wer die rechten A. C-Verwandten seien, ob die Zurückgebliebenen oder die Ausgeschlossenen, sie könnten also in einen Fortgang des Colloquiums nicht willigen, bevor nicht eine Ausgleichung der evangelischen Theologen unter einander statt gehabt habe[2].

 Dieses Scheitern des Colloquiums hat man den Flacianern Schuld gegeben. Das ist insofern wahr, als die Katholiken von dem von den Flacianern hervorgehobenen Zwiespalt, der unter den evang. Theologen selbst sei, Anlass nahmen, das Colloquium, das sie von Anfang an nur ungern und ohne guten Willen angetreten hatten, abzubrechen. Aber kann darum die Flacianer ein Vorwurf treffen? Fällt er nicht vielmehr auf die zurück, welche den gewagten Versuch machen wollten, die Heilung des auch


  1. Salig III, 311.
  2. Ibid. p. 331.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 299. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/323&oldid=- (Version vom 1.10.2017)