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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

befremdlich, dass der Schmalkaldischen Artikel nicht gedacht werde; es wird an dem Recess gerügt, dass er die Antithese, die Verdammung der Irrthümer, unterlassen habe. Die Ausstellungen, welche an den vier Artikeln gemacht wurden, sind die gleichen, die wir schon gehört haben. Zum Schluss wird bemerkt, dass aus der vorgeschlagenen Amnestie nur grössere Uneinigkeit entspringen werde: denn die Papisten bekämen dann ein Recht zu der Behauptung, dass unter dem Namen der A. C. allerlei Sekten vorhanden seien, die Sektirer würden in ihrer Halsstarrigkeit gestärkt, die schwachen Gewissen verwirrt, die Stände und Theologen aber, welche bisher bei der Wahrheit gestanden, und die Sekten und Corruptelen gestraft, auch in Worms öffentlich dagegen protestirt hätten, würden damit sich selbst, ihr Verfahren und auch Lutherum, den Mann Gottes, strafen und dem Schuldigen ein Zeugniss der Unschuld geben.

 Der Herzog ging aber noch weiter[1]. Er fasste den Plan, die Gegner des Frankfurter Recesses zu einem gemeinsamen Bekenntniss zu einigen, und lud zu diesem Endzweck die niedersächsischen Stände, denen sich, wie er hoffen konnte, Dänemark, Pommern und Meklenburg anschliessen würden, zu einer Synode nach Magdeburg ein. Weil aber die niedersächsischen Stände Bedenken dagegen hatten, und auch die Stadt Magdeburg sich eine Synode in ihrer Stadt verbat, ging der Herzog auf den Rath von Flacius allein vor, und liess durch seine Theologen im Namen seiner und seiner Brüder eine Schrift fertigen, welche sich über alle Irrthümer, welche bisher aufgetaucht waren, aussprach, das berüchtigte Confutationsbuch, welches von dem Herzog am 28. Novbr. 1558 sanctionirt, und Anfangs des Jahres 1559 gedruckt wurde. Dieses Confutationsbuch, das freilich bald dem Herzog die meiste Noth bereiten sollte, war recht eigentlich und absichtlich dem Frankfurter Recess entgegengestellt, und enthielt gerade das, was man an diesem von jener Seite aussetzte, eine förmliche Verdammung aller Irrthümer, und eine genau und unumwunden präcisirte Lehre. Mit ihr war der Bruch mit der anderen Partei und also der Riss in der lutherischen Kirche recht eigentlich constatirt[2].


  1. Salig III, 391.
  2. Ueber das Confutationsbuch Salig I, 477.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 310. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/334&oldid=- (Version vom 1.10.2017)