Seite:Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl.pdf/346

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

verdammten und von unserer Kirche abgesonderten Sekten die A. C. zu ihrem Schanddeckel brauchen könnten.“ Als Beispiel führt er den X. Artikel der conf. invariata an, in welcher die secus docentes improbirt seien. „Das wären die Zwinglianer und alle die den Leib Christi nur im Himmel einschlössen und läugneten, dass Christus wahrhaftig und wesentlich zugleich an vielen Orten gegenwärtig sei, wo das heilige Abendmahl gehalten wird, und dass der Leib Christi nicht nur geistlicher Weise, durch den Glauben, sondern auch mit dem leiblichen Munde, von Würdigen und Unwürdigen, genossen werde ...“ In der Apologie aber, fährt er fort, wäre dieser Artikel also erklärt,“ dass im Abendmahl Christi Leib und Blut wahrhaftig und wesentlich zugegen, denn sonst hätte es Paulus nicht eine κοινωνία genannt. Diess aber wäre hernach in allen nachher gedruckten Apologien ganz und gar ausgelassen und werde dafür in anderen Schriften der Sacramentirer Deutung gebraucht: das Brod ist dieses, damit Gemeinschaft des Leibes Christi.. uns mitgetheilt wird, woraus dann folge, dass Christi Leib und Blut mit Brod und Wein nicht anders mitgetheilt würde, als dass mit dem gepredigten Wort des Evangelii uns alle erworbenen Gutthaten angeboten werden, welche Deutung aber Lutherus kurz rund verworfen hat.“ Chyträus führt weiter an: in dem letzten Druck der deutschen Apologie wären die Worte „wesentlich gegenwärtig“ ganz ausgelöscht und dafür vere exhibeantur hingesetzt, welches die Sacramentirer allein von der Kraft und Wirkung und nicht vom Wesen und Substanz des wahren Leibes Christi verstünden; in der lateinischen Confession von 1542 aber seien die Worte vere adsunt und improbant secus docentes ganz ausgelassen, und hingegen cum pane et vino exhibeantur hineingerückt.“ –

 Eignete sich also, wie wir annehmen dürfen, der Herzog Johann Friedrich diese Meinung des Chyträus an, so sehen wir, der Herzog hatte so viele Gründe für die Confessio invariata, als der Kurfürst von der Pfalz für die variata. Wie konnten diese Gegensätze ausgeglichen werden?

 Man suchte, um ein Compromiss zu erzielen, den Herzog Johann Friedrich dadurch zu befriedigen, dass man die Augustana von 1530 und 31 unterschrieb, und dass man in der praefatio ein

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 322. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/346&oldid=- (Version vom 1.10.2017)