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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

und der Assertion der Schmalkaldischen Artikel halten, denn offenbar und am Tag, dass dieselben in wenig vergangenen Wochen etliche treue Diener und beständige Lehrer, die sich allein in Predigen vom Nachtmahl nach der Confession gehalten, abgesetzt haben.“ Er findet, dass in der praefatio „die Irrthümer nicht allein nicht abgeschafft, sondern durch eine glimpfliche friedliche Vergleichung und stillschweigende Verhehlung mit gefärbtem Schein fast beigelegt, dergestalt, dass die beständige Lehre nicht allein mit den Corruptelen und Irrthümern zugleich vermischt und miteinander verglichen, sondern vielmehr den Sectarien und Abgewichenen die Confession zu einem Schutz und Unterflucht übergeben und eingeräumt werden will.“

 Er rügt, dass in der praefatio der A. C. selbst eigene Ordnung nicht gehalten sei „weil allewege in derselben Confession die Gegenlehre verworfen und verdammt, und dasselbe nicht insgemein sondern ausdrücklich mit Namen der Sekten und in specie, derhalber so sollten auch dergestalt in berührter praefatio die Irrthümer neben der reinen Lehre angezeigt, dargethan, abgesondert und verworfen worden sein. Da nun dermassen ohne Erläuterung und Verwerfung der Irrthümer sollte unterschrieben werden, so würde damit der A. C. ihr wahrhaftiger und in Gottes Wort gefasster und wohlgegründeter Verstand ungewiss gemacht: denn leichtlich zu erachten, dass ein Jeglicher die Artikel nach seinem Irrthum deuten, ziehen, ändern und zu seinem Vortheil verkehren, wie alleweil Calvinus, Hardebergius und andere thun.“

 Endlich beklagte sich der Herzog auch darüber, dass man in der praefatio der Schmalkaldischen Artikel nicht mit einem Wörtlein gedacht und erwähnt, auch nicht geduldet werden wolle, dass derselben darin solle gedacht werden.

 Den Tag nach Uebergabe der Protestation verliess der Herzog Naumburg, noch bevor die Gegenvorstellung, welche man sogleich dem Herzog zu machen beschloss, in seine Hände kommen konnte[1]. Man versuchte noch durch eine Gesandtschaft,


  1. Die Gegenvorstellung bei Hönn, p. 46. Es ist ungewiss, ob dieselbe überhaupt in die Hände des Herzogs kam, oder ob sie, weil er schon abgereist war, zu den Akten gelegt wurde.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 327. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/351&oldid=- (Version vom 1.10.2017)