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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

Naumburger Uebereinkunft lossagen würde. Der Kurfürst sah sich genöthigt, dem Markgrafen zu willfahren, und schrieb zu diesem Endzweck an den Herzog von Würtemberg und den Pfalzgrafen Wolfgang. Der Letztere überzeugte sich bei den Verhandlungen, welche jetzt zwischen ihm und dem Kurfürsten gepflogen wurden, dass die Forderung des Herzogs von Sachsen in Betreff der Lehre vom Abendmahl eine gerechte sei, und wir ersehen zugleich aus diesen Verhandlungen, dass der Markgraf bis dahin von der Annahme ausgegangen war, die lutherische Lehre vom Abendmahl sei in der Präfation vollkommen gesichert [1]. Der Pfalzgraf forderte jetzt auch, dass man auf Berufung eines Theologen-Convents bedacht sein solle, auf welchem man sich in einer Erklärung über das Abendmahl einige. Man fragte nun bei dem Kurfürsten von der Pfalz an, ob er in die Aenderung der Präfation und in die Aufstellung einer Erklärung über das Abendmahl zu willigen bereit sei. Dieser lehnte das Ansinnen mit Entschiedenheit ab. Aber bei den anderen Fürsten, bei den Kurfürsten von Sachsen und von Brandenburg, dem Herzog Christoph von Würtemberg, dem Pfalzgraf Wolfgang, gewann erst recht die Ueberzeugung Platz, dass, wenn man auch von einer Aenderung der Präfation absehen könne, man doch nicht umhin könne, eine bestimmte Erklärung über das Abendmahl nach dem Antrag des Herzogs von Sachsen abzugeben, und diese Fürsten vereinigten ihre Bemühungen, den Kurfürsten von der Pfalz und den Landgrafen von Hessen dafür zu gewinnen[2]; denn nicht nur der Erstere sondern auch der Andere zeigte sich abgeneigt.

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 Natürlich, denn jetzt zeigte es sich, dass alle die obengenannten Fürsten die Naumburger Präfation in Betreff der Lehre vom Abendmahl im lutherischen Sinn verstanden wissen wollten, und sobald dem Kurfürsten von der Pfalz und dem Landgrafen von Hessen das klar geworden war, schien für sie die Zeit des Zusammengehens mit diesen Fürsten vorüber. So stand es nemlich auch bei dem Landgrafen Philipp. Dieser trug sich immer noch mit dem Gedanken, dass auch die Reformirten mit aufgenommen werden sollten, und legte die Naumburger Präfation so aus, dass er meinte, auch die Reformirten könnten sich an dieselbe anschliessen.


  1. Heppe I, 411. Anm. 1.
  2. Heppe I, 431.
Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 334. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/358&oldid=- (Version vom 1.10.2017)