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Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

Einigung eingehen könne, der Instruction nämlich für das Casseler Gespräch, auf die wir bald zurückkommen werden, und gibt uns doch Luther selbst den Commentar zu seinen Worten: denn ganz unmittelbar an dieselben reihen sich diese an: „Wenn sie aber bei ihrer Meinung in dem Punkt von der Gegenwart des Leibes Christi mit dem Brod bleiben wollen und bitten wieder, dass wir doch einander dulden wollten; so will ich sie gar gerne dulden in Hoffnung, dass wir künftig in eine Gemeinschaft kommen möchten. Indessen kann ich mit ihnen nicht eines Glaubens und Sinnes sein. Wo aber eine weltliche Eintracht gesucht wird, so verändert selbige die Ungleichheit des Glaubens nicht.“ Wo sagt nun Luther damit, und darauf kommt es doch an, dass er eine Union jetzt schon auf diese Grundlagen einzugehen bereit sei? Es verhält sich da wie mit jenem Brief von Luther, Jonas und Melanchthon an W. Link, von dem De Wette annimmt, dass er in den Anfang des Jahres 1531 falle. Da lesen wir (De Wette IV, 326), „weil Bucer (in dieser Schrift) sich etwas weiter deklarirt, so sie dermassen lehreten, mocht es, unser Achts, wohl zur Concordie dienen: nämlich, dass Christus wahrlich nicht allein bei der Seelen sei, sondern auch bei dem Zeichen Brods und Weins ... Demnach was die Gottlosen empfahen, dieselbige Disputation suspendire diesmal.“ Auch diese Aeusserung ist nicht anders als so gemeint, dass mit diesem Zugeständniss ein guter Anfang gemacht sei, auf dem man weiter fortbauen könne. Das Folgende wird den Beweis dafür liefern.

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 Es war so weit gekommen, dass Melanchthon zu einer Zusammenkunft mit Bucer in Cassel sich entschloss, und es ist uns die Instruction aufbewahrt (d. d. 17. Dec. 1534; W. XVII, 2486), welche Luther dem Melanchthon dahin mitgab. Aus ihr erkennen wir deutlich, wie wenig Luther in der Lehre etwas nachzugeben geneigt war. „Zum ersten, sagt er, können wir in keinem Wege zulassen, dass man von uns sollte sagen, wir hätten von beiden Theilen einander nicht verstanden... Zum andern, weil bisher diess der Zwiespalt gewesen ist, dass sie das Sacrament allein für ein Zeichen, wir aber für den wahren Leib unsers Herrn Jesu Christi gehalten haben und also gar der Sachen

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 20. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/44&oldid=- (Version vom 1.10.2017)