Seite:Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl.pdf/79

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.

in der Schweiz und Wiedertäufer in Niederlanden thun.“ In Eisleben aber hält er seine letzte Predigt am 15. Febr. und spricht da von verdriesslichen Leuten, denen beide Gott und Menschen billig gram sind, die in der heil. christlichen Kirche klug sein wollen und sinds nicht, „denn diese hindern das Predigtamt, dass die Leute nicht zu Gott kommen können, als da ist gewesen zu unsrer Zeit Münzer, die Wiedertäufer und Sacramentirer, die dem Evangelio seinen Lauf hindern und wehren, verführen die Leute etc.“

 Endlich wird erzählt, dass Luther in Eisleben wenige Tage vor seinem Ende über Tisch gesagt habe, er wolle vor seinem Ende noch drei Dinge ausrichten, dann sich in sein Ruhebettlein legen und in Christo entschlafen: er wolle wider die Universität zu Löwen schreiben, wider die silbernen Juristen und zum valete noch einmal wider die Sacramentschwärmer.

 Diese Argumente, schon von den Verfassern der Historie des Sacramentsstreits vorgebracht, bleiben auch jetzt noch in Kraft. Man braucht darum nicht zu sagen, dass Melanchthon und Hardenberg dann Lügner gewesen, es kann etwas an der Sache sein, etwa, wie schon Seckendorf vermuthet, dass Luther bekannt, „er sei in Worten zu heftig gewesen.“ In keinem Fall kann man aus Respect vor den angeführten Zeugen annehmen, dass Luther im Widerspruch mit dem vor und nach dem 22. Januar Gesagten am 22. jene Aeusserungen so gethan habe, wie behauptet wird. Sie sind in keinem Fall ein Beweis dafür, dass Luther von seiner früheren Meinung abgewichen sei, und wir dürfen bei unsrer Behauptung bleiben und sie als erwiesen ansehen, dass Luther seiner Lehre nie untreu geworden und dass er nie eine Concordie einzugehen gedachte unter anderen Bedingungen als denen der Uebereinstimmung mit seiner Lehre.

 Bucers Bestrebungen waren ganz vergebliche geblieben.

 Hätten sie doch wenigstens die Früchte getragen, dass man sich ein für allemal von Unionsversuchen auf solchen Grundlagen hätte abschrecken lassen, welche nie eine andere Folge haben, als dass sie Verwirrung erzeugen und den Gegensatz verschärfen.

Empfohlene Zitierweise:
Heinrich Friedrich Ferdinand Schmid: Der Kampf der lutherischen Kirche um Luthers Lehre vom Abendmahl im Reformationszeitalter. Im Zusammenhang mit der gesamten Lehrentwicklung dieser Zeit.. J. C. Hinrichs’sche Buchhandlung, Leipzig 1868, Seite 55. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Kampf_der_lutherischen_Kirche_um_Luthers_Lehre_vom_Abendmahl.pdf/79&oldid=- (Version vom 1.10.2017)