Seite:Der Nachlaß des kursächsischen Premier-Ministers Reichsgrafen Heinrich von Brühl.pdf/2

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.

in Leipzig auf, und hier fand Brühl, welcher schon an sich als gewandt und nicht unbegabt, als gelehrig und als von munterem und glücklichem Naturell bezeichnet wird, Gelegenheit, im Umgange mit einer Mehrzahl von Standesgenossen seine äußere Gewandtheit zu vervollständigen und sich in mehreren Künsten auszubilden.

Es ist fraglich, ob er sich eine tiefere Bildung angeeignet hat. Zweifellos hat er in seinen späteren Jahren Malerei, Architektur und Musik sehr begünstigt.

Auf Empfehlung der Herzogin kam er 1720 als Silberpage in den Dienst des Kurfürsten Friedrich August I. – als König von Polen August II. – und er wußte sich dessen Gunst bald zu erwerben und zu erhalten. Er wurde 1727 Kammerjunker, 1730 Kämmerer, 1731 Obersteuereinnehmer und General-Accis-Direktor, in demselben Jahre Direktor des Departements für innere Angelegenheiten im geheimen Kabinet und wirklicher Geheimer Rat, 1732 Vice-Obersteuerdirektor, Direktor des Zeitungswesens, der Kammer, der Renterei und des Berggemachs, sowie 1733 Kammerpräsident. Er erhielt den polnischen weißen Adlerorden, sowie den preußischen schwarzen Adlerorden in Brillanten.

Nach dem am 1. Februar 1733 erfolgten Tode des Kurfürsten Friedrich August I. wußte Brühl sich auch bei dessen Regierungsnachfolger, dem Kurfürsten Friedrich August II. – als König von Polen August III. –, welcher sich ohnehin weniger um Regierungsangelegenheiten bekümmerte, in beharrliche und bald sogar ausschließliche Gunst zu setzen. Er wurde noch im Jahre 1733 Inspektor sämtlicher Staatskassen und im Juni Kabinetsminister, unter gleichzeitiger Beschränkung der Wirksamkeit des Kammer-Kollegiums und des Geheimen Konsils, wie z. B. bei den Verfügungen über die Obersteuereinnahme[1].

Im Jahre 1734 verheiratete er sich mit Franziska Marie Anna, einer Tochter des Appellationsgerichts-Präsidenten Reichsgrafen von Kolowrat-Krakowiski in Prag. In demselben Jahre wurde er Obersteuerdirektor, 1736 erhielt er die Direktion der General-Kriegskasse übertragen, 1737 wurde er Dompropst in


  1. Bericht der später zu erwähnenden Untersuchungs-Kommission Bl. 11 fg. Vol. I. B. der Unters.-Akten.