Seite:Der Nachlaß des kursächsischen Premier-Ministers Reichsgrafen Heinrich von Brühl.pdf/23

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das Hauptstreben der Untersuchungs-Kommission darauf gerichtet, zu ermitteln und festzustellen, welche Summen Graf Brühl in unrechtmäßiger Weise aus den Staatskassen an sich gebracht habe.

Diese Aufgabe hatte insofern besondere Schwierigkeiten, als viele Accisscheine, welche für den Kurfürsten ausgefertigt worden, durch Brühls Hände gegangen waren, als dieser ferner unter dem mit Autorisation des Kurfürsten gebrauchten unbestimmten Titel: „zu einem gewissen Behufe“ zu verschiedenen Malen Steuerscheine hatte ausfertigen lassen, welche er an sich nahm, und als während seiner gebietenden Stellung, da er allein bei dem Kurfürsten Gehör hatte, Niemand den Mut fand, seinem bezüglichen Verfahren entgegen zu treten. Eine genaue Kontrole war unter diesen Umständen ziemlich unmöglich geworden. Die Kommission hat deshalb nach den ihr gebotenen Unterlagen mit möglichster Sorgfalt zu berechnen unternommen, wie viel Scheine von den betreffenden Hauptkassen ohne Gewährung der Valuta ausgefertigt und in die Hände des Ministers hinausgegeben worden waren und welche Summen derselbe bei dem Ankaufe mehrerer Güter mit Steuer- und dergleichen Scheinen bezahlt hatte. Bei diesen Ermittelungen kam zugleich die eigentümliche Thatsache zu Tage, daß verschiedene Scheine auf den fingirten Namen „Hieronymus von Pradewühl“ und „Theresianus“[1], unter welchen Namen von Brühl sich verborgen haben sollte, ausgefertigt worden waren.

Hiernach und auf Grund mancher bloßen Wahrscheinlichkeitsannahme gelangte die Untersuchungs-Kommission zu dem Endergebnisse, daß der Brühlsche Nachlaß gegen die kurfürstlichen Kassen die Summe von 4 631 456 Thlr. 4 Gr. 3 Pf. und zwar:

2 950 647 7 3 gegen die Rentkammer,
392 800 gegen das Ober-Steuerärar,
997 500 gegen die General-Accis-Kasse,
290 508 20 gegen die Porzellan-Manufaktur-Kasse,

zu vertreten habe excl. Zinsen und etwaige weitere Vertretungsposten. Indem die Kommission das Vergreifen an landesherrlichen


  1. Etwa zu Ehren der Freundin Brühls, der Sängerin Theresia Albuzzi Todeschini?