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Walther Kabel: Der Schatz des Bauern Smarta (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 10)

anvertraut – natürlich aus kluger Berechnung. So wußte denn bald ganz Lehnstein, daß die beiden Burschen in einer alten Bibel, die von ihnen auf ihren Hausiererfahrten eingehandelt worden war, eine geheimnisvolle Zeichnung gefunden hatten, in deren Mitte sich ein rotes Sternchen befand. Und das sei der Ort, wo der im Jahre 1895 plötzlich verstorbene reiche Gutsbesitzer Kulark sein bares Geld vergraben habe, wie auf der Rückseite des vergilbten Papierstückes zu lesen wäre.

Allmählich wob sich um die Personen der der Ehrlichkeit wiedergegebenen Hausierer, die unermüdlich von Ort zu Ort zogen, um das Gelände zu finden, auf das ihre Zeichnung paßte, ein geheimnisvoller Nimbus. Kein Mensch hatte einen Grund, an den Angaben des gebesserten Gaunerpaares zu zweifeln. Tatsächlich war ja im August 1895 der Gutsbesitzer Kulark, ein als reich verschrieener Junggeselle, einsam auf seinem zwei Meilen von Lehnstein entfernten Gehöft gestorben, und weil man damals in dessen Hause fast gar kein Geld aufgefunden hatte, war sofort die Mär entstanden, der Tote müsse seine Schätze vorher irgendwo verscharrt haben.

So standen die Dinge, als eines Abends im Oktober 1912 Priszak und Sicherski sich ganz unerwartet bei Johann Smarta, dem reichsten Bauern von Lehndorf, einfanden. In der guten Stube fand dann bei verschlossenen Türen eine lange Unterredung statt. Die beiden Freunde eröffneten dem begierig lauschenden Bauern, daß sie endlich den Ort entdeckt hätten, wo das Geld des alten Kulark verborgen liege. Bevor sie jedoch nähere Angaben darüber machen würden, müsse Smarta ein Schriftstück unterzeichnen, das sie fertig aufgesetzt mitgebracht hätten.

Smarta las den merkwürdigen Vertrag, durch den er ohne jedes Risiko einen hübschen Batzen Geld verdienen sollte, erst sehr genau durch, bevor er ihn unterzeichnete. Darin stand nämlich, daß er sich verpflichte, mit Priszak und Sicherski den Schatz zu teilen, der auf seinem Grund und Boden an einer Stelle vergraben sei, die die Entdecker ihm nach Vollziehung seiner Namensunterschrift zeigen würden.

Als die kleine Formalität erledigt war, und die beiden

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Walther Kabel: Der Schatz des Bauern Smarta (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 10). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1914, Seite 213. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Schatz_des_Bauern_Smarta.pdf/3&oldid=- (Version vom 31.7.2018)