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Walther Kabel: Der Schatz des Bauern Smarta (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 10)

Freunde das unterzeichnete Schriftstück in der Tasche hatten, holten sie nun auch die recht vergilbt aussehende Zeichnung hervor, mit deren Hilfe sie nach so langem Suchen den darauf angegebenen Platz entdeckt haben wollten. Smarta ließ sich die Zeichnung erklären und konnte sich gar nicht genug wundern, daß es den beiden geglückt war, sich in all den Strichen und Linien zurechtzufinden. Immerhin ersah er aber aus dem Plan, daß mit dem roten Sternchen auf der Zeichnung tatsächlich nur eine kleine Steinhütte, die seit Jahren von seinem Schäfer und dessen Frau bewohnt wurde, gemeint sein könne. Seine letzten, schon recht schwachen Zweifel an der Aufrichtigkeit der einst so übel beleumundeten Freunde schwanden, als sie ihm mit schöner Aufrichtigkeit versicherten, sie hatten natürlich nie daran gedacht, mit ihm zu teilen, wenn es ihnen möglich gewesen wäre, den Schatz ohne seine Hilfe zu heben. Dies sei aber ausgeschlossen, da die Frau des Schäfers die Hütte nie verlasse, und sie ja auch noch nicht genau wüßten, in welcher der beiden Stuben das Geld versteckt sei. Man würde also vielleicht den ganzen Boden durchwühlen müssen, was immerhin viel Zeit erfordern könnte.

Nichts vermochte Smarta mehr von den ehrlichen Absichten seiner Bundesgenossen zu überzeugen als dieses Zugeständnis, daß sie ihn durchaus nicht etwa aus selbstlosen Gründen ins Vertrauen gezogen hätten. Die drei verabredeten darauf genau alles weitere. Smarta sollte an den folgenden Tagen das Schäferpaar für einige Zeit auf seinem Bauernhofe beschäftigen, und im übrigen sagten sich die drei strengstes Stillschweigen über ihr Vorhaben zu. Man konnte ja nicht wissen, ob es nicht noch irgendwo erbberechtigte Nachkommen des verstorbenen Kulark gab, die vielleicht Ansprüche an den Schatz erheben würden.

Alles ging nach Wunsch. Am nächsten Abend konnten sich die drei Schatzsucher nach Eintritt der Dunkelheit ungestört ans Werk machen. Ihre Vorbereitungen hatten sie in aller Heimlichkeit getroffen, um ja nicht die Aufmerksamkeit der anderen Dorfbewohner zu erregen. Nach vierstündigem Graben stießen sie dann wirklich in der hinteren Kammer der Hütte

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Walther Kabel: Der Schatz des Bauern Smarta (Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens, Band 10). Union Deutsche Verlagsgesellschaft, Stuttgart, Berlin, Leipzig 1914, Seite 214. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Der_Schatz_des_Bauern_Smarta.pdf/4&oldid=- (Version vom 31.7.2018)