Seite:Die Behandlung der Kolonisten in der Provinz St. Paulo in Brasilien und deren Erhebung gegen ihre Bedrucker.pdf/184

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Ullmann freundlich aufgenommen und mit der Erklärung erwidert, daß es mir auch nach Austrag der Sache noch frei stehe, selbst nach Europa hinüber zu reisen und mich dort zu etabliren. Beim Gerbermeister Johann Krättli, der sich als ein einsichtsvolles, thätiges Mitglied unserer Kommission erwies, versuchte man ein ähnliches Mittel, indem man ihm anerbot, ihm, wo er wolle, eine Gerberei einzurichten. Dieser kam dann aber nicht fort, sondern einige Tage nach meiner Abreise von Ybicaba trat er als Unterdirektor an die Stelle des wegziehenden Daniel Schlittler.

Wie ein am 24. Januar laut gewordenes Gerücht behauptete, soll meine Entfernung und dadurch die Vereitlung des ganzen Bestrebens der Kolonisten auch auf andere Weise beabsichtigt worden sein. Es hieß nämlich auf einmal ganz bestimmt, Herr Luiz Vergueiro habe 2 Subjekten (das eine wäre ein portugiesischer Kolonist, das andere ein sehr unrühmlich bekannter Mulat[1] gewesen) den Auftrag gegeben, mich zu tödten, und Demjenigen, dem diese wegen der großen Wachsamkeit der Kolonisten schwer zu vollziehende That gelinge, eine Belohnung von 140 bis 150 Milreis versprochen. Dieses soll bei dem Taufemahl eines portugiesichen Kindes als Wahrheit erzählt worden sein. In Folge dieses Gerüchtes hat sich unsere Nachtwache, die bis dahin zur Hälfte auf der Kolonie patroullirte, zur Hälfte aber mich bewachte, die etwas veränderte Bestimmung gegeben, daß sie von nun an hauptsächlich nur zu meiner persönlichen Sicherheit dienen, nur in meinem Hause verweilen solle, eine Bestimmung, welche bis zu meiner Abreise von Ybicaba in Kraft blieb und von den Kolonisten auch gerne und mit großer Liebe und Anhänglichkeit gehandhabt wurde.


  1. Von diesem Mulaten hat man ganz bestimmt Folgendes behauptet: 1) Er habe selbst gesagt, daß er schon Leute getödtet habe; 2) er habe die für den Oswald bestimmten 35 Milreis (s. Seite 129) verdienen sollen, sei zu diesem Zwecke nach St. Paulo hinunter gereist gewesen, aber dann von Oswald als ein Verdächtiger angesehen und ausgewichen worden; 3) er habe auch gesagt, für 2 Flaschen Wein wolle er nach unserer Fazenda gehen und den Herrn erschießen.