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Er arbeitete mit großer Leichtigkeit und singend seine vorzüglichsten Gemälde. Zart ist seine meisterhaft impastirte Touche, fein sein Geschmack in der Anordnung und genau seine Zeichnung; mit diesen Mitteln ist die Wirkung seiner Gemälde klar und kräftig. Dresden besitzt von ihm sehr vorzügliche Werke. Betrachten wir zuerst sein schönstes novellistisches Bild:

Der Mohr und die Tochter des Patriciers.

Ein vornehmer Handelsherr sitzt vor seiner prachtvollen Villa, die Beine nachlässig übereinander geschlagen, unter seinen Füßen einen persischen Teppich; in der linken Hand hält er nachlässig an einer rothseidenen Schnur, welche durch eine Kette geschlungen ist, den daran gefesselten Lieblingsaffen. Zwischen dem Affen und dem Schooßhunde herrscht, wie zwischen den Hausschmarozern der Großen gewöhnlich, Mißgunst und Neid. Die Rechte des Handelsherrn ruht auf dem Knie des bequem heraufgeschobenen linken Beines. Oben von der Brüstung der Treppenwand herunter läßt ein Virtuos sich auf der Laute hören. Vielleicht besitzt sein Instrument die Zauberkraft, reichen Leuten den Kunsttribut in klingender Münze abzuzwingen. Das Fräulein vom Hause steht weiter vorn an der Treppenwand in gelbseidenem Gewande, welches sie emporhebt, so daß man das weißatlasene Unterkleid sieht. Vor ihr steht ein mohrischer

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Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 153. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/163&oldid=- (Version vom 31.7.2018)