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Madonna, welche ihr Kind stehen lehrt.

Die junge Mutter sitzt in dem Vordergrunde einer Landschaft unter Bäumen und läßt ihr Kind auf der linken Hand stehen, welche sie auf den Schooß gelegt hat, während die Rechte es am Rücken festhält. Ihr zur Linken sitzt ihre Freundin Elisabeth, welche mit ihrem kleinen Johannes bei ihr auf Besuch ist; ihr zur Rechten, mehr zurück, ruht ihr alter Ehegemahl, Signore Giuseppe, im Gespräch mit der schönen Katharina, welcher er vielleicht seine Erziehungsmaximen auseinandersetzt.




So wurzelt diese Kunstrichtung einmal tief im glühenden Sinnenleben der schönen, mährchenhaften Lagunenstadt, dann aber, im Gegensatze zu demselben, in der Sehnsucht aus dem Polizeileben und den Triebrädern der Politik nach der Einsamkeit in der freien Natur. Dadurch gewann die Landschaft bei den Venetianern eine besonders große Bedeutung.

Jede dieser Richtungen hat der große Mitschüler und Mitstrebende Tizian’s,

Giorgio Barbarelli di Castel franco (Giorgione genannt),

zuerst angebahnt. Er war um 1477 geboren und starb 1511, mithin 34 Jahre alt.

Kühn zerbrach er die Schranken der Bellinischen Schule, befreite daraus die venetianische Kunst und

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Julius Mosen: Die Dresdener Gemälde-Galerie. Arnoldische Buchhandlung, Dresden und Leipzig 1844, Seite 47. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Dresdener_Gem%C3%A4lde-Galerie_(Mosen).pdf/57&oldid=- (Version vom 31.7.2018)