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du nicht das Stinken lernst, amphibische Leiche, will ich dich aufheben und immer vor mir liegen haben, nicht als eine Mahnung an den Tod und die Vergänglichkeit, sondern als ein Bild und Wahrzeichen des gesegneten Alters. Denn da ich keine Wunde an dir sehe, so mußt du wohl an Altersschwäche hier in der Sonne gestorben sein. Und selbst nach dem Tode war das Glück dir hold, denn obwohl hier Wagenspuren sind, bliebst du doch als Leiche noch unverletzt. In der Sonne gestorben, und der Zukunft aufbewahrt! Amen! Amen! So möchte mir auch einmal sein!“ Und wahrhaftig: Du hast das Stinken nicht gelernt, obwohl du doch auch damals auf meinem Schreibtisch lagst, als die Niederträchtigkeit in meinem Hause zu Gaste war, und als diese hohlen Augen eine feige Gemeinheit mit ansehen mußten, die eine Atmosphäre von Pest und Mist verbreitete. Sehr, sehr wackere Mumie du! Ich will dich den Überfrosch heißen, – aber du mußt schweigen.

Der Frosch: Ich verzichte auf den Titel! Ich verzihchte! Ich bin immer ein anständiger

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Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 69. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/069&oldid=- (Version vom 31.7.2018)