schlechthin, nicht in einer Spezialdisziplin, welche auch immer es sein mochte. Mein aufs Universelle gerichteter Geist hätte es als schnöde Fesselung empfunden, wenn ich ihm zugemutet hätte, nur an einer und nicht an allen Brüsten jener Alma mater zu saugen. Wer weiß, meine liebe Seele, dachte ich mir, ob du immer so umfassend bestrebt sein wirst, und ließ ihr den Willen. Die Folge war, daß meine Kollegienhefte sich zu einer Ragoutschüssel gestalteten, auf der sich Kostbrocken aus den unglaublichsten gelehrten Garküchen vereinigten, und daß ich mir für alle Zeit den wissenschaftlichen Magen, wenn ich so sagen darf (du darfst nicht, erklärte ich), verdarb. Dies das eine, negative Resultat. Das andere, positive, ist von einer, wie ich ohne weiteres gestehe, schmählichen Dürftigkeit. Nur zweierlei ist mir im Gedächtnis geblieben. Erstens aus dem collegio logico der himmelschreiende Satz: Alle Berliner sind Dichter; nun war Homer ein Berliner; also war Homer ein Dichter. Was der Herr Professor damit beweisen wollte, habe
Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 89. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/089&oldid=- (Version vom 31.7.2018)