Seite:Die Haare der heiligen Fringilla.djvu/104

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Schwärmerei in dem bekannten Stile aus, der so reich an kühnen Assoziationen wie arm an vernünftigem Sinne ist. Als ich mich leidlich nüchtern geredet hatte, bemerkte ich, daß der Schauplatz der Handlung verändert war. Ich befand mich mit dem bernsteinäugigen Mädchen in einem zwar etwas engen, sonst aber angenehmen Bette und war zu meiner Überraschung angetan wie sie, nämlich auch mit so einem russischen Hemde, aber ohne Hosen. Sie lag neben mir und schlief mit ruhigen Atemzügen. Ihr Haar war wie ein goldenes Vließ über ihre Brust gebreitet. Ich sagte mir sogleich: Lieber Freund, du träumst da recht angenehm, aber morgen früh wirst du einen entsetzlichen Katzenjammer haben. Dies gedacht, schlief ich auf der Stelle ein.

(Und ich werde das gleiche tun, beteuerte ich, wenn du nicht auf der Stelle deine Geschichte endlich erzählst.)

Wie? rief Emil, ist das noch nicht Geschichte genug? Kann man von einem Novellisten mehr verlangen, als diese Situation?

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Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 104. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/104&oldid=- (Version vom 31.7.2018)