Ist dieses Gewebe aus Wuttkischleiern, ukrainischen Volksliedern und feurigroten Haaren noch nicht genug? Soll ich etwa ...?
(Nein, erklärte ich, du sollst nicht! Ich habe auf sämtliche Geheimpublikationen des Inselverlags subskribiert; mein Bedarf an Erotik ist gedeckt. Ich wünsche eine ordentliche Geschichte!)
So muß ich dir also, entgegnete Emil, die erzählen, die mir Sinaïde (doch hieß sie eigentlich ganz anders) am nächsten Morgen erzählt hat.
(Bezahle mit eigenem oder fremdem Gelde, aber bezahle! lautete mein Verdikt. Und Emil bezahlte in russischer Währung, wie folgt):
Als wir vor dem dampfenden Samowar saßen, und Sinaïde bereits ihre zehnte Zigarette geraucht hatte (sie drehte ihre Zigaretten mit einer Hand in der Tasche, – ein Kunststück, das ich nie wieder zu bewundern Gelegenheit gehabt habe), zupfte sie mich am linken Ohrläppchen und sagte in ihrem entzückenden Kauderwelschdeutsch, das ich leider nicht einmal andeuten
Otto Julius Bierbaum: Die Haare der heiligen Fringilla. München: Albert Langen, 1904, Seite 105. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Haare_der_heiligen_Fringilla.djvu/105&oldid=- (Version vom 31.7.2018)