Seite:Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band.djvu/193

aus Wikisource, der freien Quellensammlung
Fertig. Dieser Text wurde zweimal anhand der Quelle korrekturgelesen. Die Schreibweise folgt dem Originaltext.
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

schlagen und führte so einen Tanz aus, der sich mit seinen Biegungen, Schwingungen und Tremulirungen in einem Ballet auch im Pariser Opernhaus gut ausgenommen haben würde, nämlich in der Person eines Satyrs oder Fauns, denn einen höhern Charakter hatte der Tanz nicht, aber er war bewundernswürdig durch die Kraft, Gewandtheit, Geschmeidigkeit, durch die kühnen Uebergänge und die wildpittoreske Schönheit des Tänzers. Es war der Congotanz. Carlo Congo konnte ihn jedoch nicht in seiner ganzen Vollendung ausführen; müde von viermonatlicher Tag- und Nachtarbeit, besaß er augenscheinlich nicht Kraft genug in seinen Gliedern; er mußte mehrere Male abbrechen und ausruhen, und obschon er bald von Neuem begann, mußte er doch auch wieder bald aufhören, wobei er gutmüthig den Kopf schüttelte, als wollte er sagen: „Nein, es will nicht gehen.“ Sein Gesicht hatte den Ausdruck von Kraft und dennoch gutmüthiger Weichheit, den ich so oft bei den Negern sehe; er trug eine kleine Tuchmütze auf dem Kopf und um den Hals ein Band von blauen Glasperlen; der obere Theil des Körpers und die sehnigen Arme waren bloß; ihre Bildung und ihre Stellungen während des Tanzes waren werth von plastischen Künstlern betrachtet zu werden. Carlo Congos Dame war lebhafter in ihren Bewegungen als die Negerinnen, die ich bisher tanzen gesehen habe, und schwang sich ganz rasch und behend herum. Carlo legte einen kleinen Myrthenzweig in ihren Mund, und sie tanzte jetzt damit, indem sie ihn zwischen den Lippen hielt, wie ein Vogel in seinem Schnabel.

Allmälig wurde die Versammlung der Tanzenden größer. Auch Weiber engagirten zum Tanz, indem sie dem auserkorenen Cavalier mit dem Nastuch einen leichten Schlag versetzten, worauf dieser sich sogleich bereit zeigte. Einige Männer fielen während des

Empfohlene Zitierweise:
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 175. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/193&oldid=- (Version vom 14.9.2022)