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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

glücklich zu machen, wenn nur ihre Schönheit und herrliche Luft ungehindert wirken können.

Ich befinde mich jetzt seit einigen Tagen auf einer neuen Plantage (sowohl von Zucker als von Caffee) bei einer americanischen Familie Namens Phinney, bestehend aus einem älteren Herrn, seiner um Vieles jüngeren Frau, zwei jungen Söhnen und zwei Töchtern. Mr. Phinney ist ein warmer Republicaner und muthig genug, um bei jeder Gelegenheit offen vor der spanischen Gewaltherrschaft auf der Insel seine republicanischen Sympathien auszusprehen. Er würde dieß, sagt er, vor dem offenen Schlunde eines Vierundzwanzigpfünders thun, und ich glaube es ihm, dem muthigen alten Herrn, und liebe ihn darum. Mrs. Phinney ist in England geboren; mit beinahe fünfzig Jahren hat ihr Gesicht noch die ganze Anmuth und Lieblichkeit der Jugend, gepaart mit dem Ausdruck der größten mütterlichen Güte. Sie gleicht jenen Quellen süßen Wassers, welche Gott da und dort in den Sandwüsten der Tropenländer aufsprudeln läßt, um die müden Wanderer zu erfrischen; Palmen wachsen um sie her und der Grasboden grünt; die Wanderer ruhen da und trinken von der Quelle und wünschen nur verweilen zu können. Wenn ich eine dieser Naturen von vollkommen ursprünglicher Güte sehe, so frage ich unwillkürlich, warum wir nicht mehrere von ihnen sehen, da sie doch einmal auf der Erde hervorgebracht und ihr gegeben werden. Jetzt erscheinen sie wie der Hauch des Windes auf dieser Insel; sie offenbaren sich auf der Erde blos, um uns an ein Paradies zu erinnern, das — nicht hier zu finden ist.

Von der Façade des Herrenhauses ist die herrlichste Aussicht über das Land und auf das in der Ferne blauende Meer. Ich genieße sie und die Lüfte vom Meere her, indem ich an den unvergleichlich schönen Morgen und Abenden auf der breiten Piazza umherwandle.

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 182. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/200&oldid=- (Version vom 15.9.2022)