Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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begannen alle Glocken zu läuten, die Flaggen in dem Hafen und auf dem Kirchthurm zu flaggen, Trompeten[WS 1] zu erschallen. Das Fasten war aufgehoben, die Volanten rauschten durch die Straßen, die Neger rannten ebenfalls schreiend und lachend herum, es war ein allgemeiner gedankenloser Jubel.
Inzwischen ging ich aus und nahm meinen Weg nach meiner lieben Cortina de Valdez. Es war der allerschönste Morgen. Das hellblaue Meer, vom Winde aufgeregt, warf seinen Silberschaum in hohen Brandungen um den Fuß der Morroklippe und die Flaggen im Hafen flatterten lustig in den Morgenwinden. Die Luft war voll von neugebornem Leben. Weiße Tauben ließen sich auf das weiße Marmorbassin nieder und tranken von seinem frischen Springbrunnen; grüne Eidechschen sprangen auf den Mauern umher. Ich sah sie, alle Wesen, die ganze Welt mit Liebe und Freude an. Und während ich dahin ging, regten sich in mir folgende Worte:
Sie geht allein, |
sie ist in fremdem Land, |
weit getrennt von Verwandten und Freunden; |
sie geht allein, |
allein unter fremdem Volke; |
sie kennen sie nicht, |
sie kennt sie nicht; |
sie sehen sie an |
mit kalten, gleichgültigen Blicken. |
Aber ihr Herz |
ist voll von Freude, |
von überwallender Seligkeit, |
und das Auge ist hell |
von strahlenden Freudethränen. |
Sie hat einen Freund, |
und er war todt, |
Anmerkungen (Wikisource)
- ↑ Vorlage: Trompeten-
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 209. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/227&oldid=- (Version vom 15.9.2022)