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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

von minder behaglicher Art. Ich sitze allein in einer kleinen spanischen Posada oder Fonda (einem Wirthshause dritten Rangs), so unfreundlich[WS 1] als möglich, umgeben von Leuten, die mich nicht verstehen, wie ich sie nicht verstehe. Ich sitze hier in Erwartung einer Volante von Sennora Carrera, die mich nach ihrer ungefähr fünf englische Meilen von hier gelegenen Plantage abholen sollte; aber möglicher Weise hat sie den Brief, der sie von meiner Ankunft dahier unterrichten sollte, noch nicht erhalten, und die Volante dürfte noch ein paar Tage warten und mittlerweile muß ich hier sitzen; doch bin ich weder brod- noch rathlos, denn mein kleiner Reisekobold ist bei mir, er erhält mich im besten Humor und hat mich hier auf der Eisenbahn einen kleinen spanischen Don finden lassen, der ein wenig französisch radbricht und gar zu gern zu meinen Diensten sein möchte. Mit seiner Hülfe, meinen paar spanischen Redensarten und einem spanischen Wörterbuch bringe ich mich weiter fort. Und inzwischen habe ich ein Empfehlungsschreiben abgesandt, das ich an Don Ildefonso Miranda hatte, welcher drei Stunden von hier in Caffetal en Alquizar wohnt, und ich erwarte im Verlauf des Tags Nachrichten von ihm zu erhalten und mit seiner Hülfe aus meiner Fonda loszukommen, denn er spricht französisch wie ein Franzose, sagte man mir, und ist ein Cabalero perfetto (vollendeter Cavalier). Ich schreibe Dir jetzt in einem kahlen Stübchen mit übertünchten Wänden und bloßem Erdboden, wo das ganze Ameublement aus einem hölzernen Stuhl und einem alten hölzernen Tisch besteht und der Wind mit aller Macht zum Fenster hereinbläst. Aber dieß ist Cubas warmer Wind, man kann nicht mit ihm hadern. Die heutige Morgenfahrt auf der Eisenbahn war herrlich, wie eine andre Morgenfahrt, die ich vor etlichen Wochen machte, und die Palmen und zierlichen Blumen der Caffetaler

glänzten am Wege entlang. Diese ganze Seite der

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  1. Vorlage: unnfreundlich
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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 222. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/240&oldid=- (Version vom 14.9.2022)