Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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ausgezeichnete Weib (this very superior woman), diese vortreffliche u. s. w. u. s. w. und ihr Kind?“
Dabei deutete er mit ausgestrecktem Arm und Zeigefinger auf einen um den andern von den umstehenden Herrn, die seinen Aufruf zuweilen mit einem stummen, kurzen Kopfnicken beantworteten. Zugleich fuhr er unaufhörlich also fort:
„Bieten Sie mir 500 Dollars, Gentlemen? Man hat mir 500 Dollars für dieses vortreffliche Weib mit ihrem Kind geboten. Daran ist nicht zu denken. Sie ist mit dem Kind doppelt so viel werth.“ „„550! 600! 650! 660! 670!““ „Mein bester Herr, warum nicht sogleich 700 Dollars sagen für dieses ungewöhnliche, ausgezeichnete Weib mit ihrem Kind! 700 Dollars sind ein Spottpreis. Sie würde nie um diesen Preis verkauft werden, wenn nicht ihr Herr das Unglück gehabt hätte u. s. w. u. s. w.“
Der Auctionsstab fiel schwer herab. Das Weib war nebst ihrem Kind um 700 Dollars an eine der finsteren, stummen Gestalten vor ihr verkauft. Was er war, ob er gut war oder böse, ob er sie in eine erträgliche oder in eine unerträgliche Sclaverei führen würde, das wußte die verkaufte Frau und Mutter so wenig als ich, und ebensowenig wußte sie, in welchen Theil der Welt er sie führen würde. Und der Vater ihres Kindes — wo war er?
Die Augen unablässig auf das schlafende Kind geheftet, mit niedergeschlagener, aber ergebungsvoller Miene stieg die schöne Mulattin vom Auctionsschemel herab, um sich an der entgegengesetzten Seite der Wand aufzustellen. Nach ihr schritt ein junges, sehr dunkles Negermädchen mit einem hübschen gelben Tuch, das zierlich um ihren Kopf gebunden war, so daß die Zipfel wie zwei Flügel auf beiden Seiten hinausstanden, den Schemel hinan. Sie war außerordentlich
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 11. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/29&oldid=- (Version vom 20.8.2021)