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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

nett und behend, und ihre Augen spielten muthig und neugierig über die Versammlung umher.

Der Auctionator pries auch ihre Verdienste und rief dann: „Wie viel für dieses ganz hübsche junge Mädchen (this very likely young girl)?“

Sie war bald verkauft, wenn ich mich recht erinnere, für 350 Dollars.

Nach ihr bestieg ein junger Mann den Schemel. Er war Mulatte und hatte ein ausgezeichnet gutmüthiges Gesicht, das Milde und Zartgefühl ausdrückte. Er war im Hause seines früheren Herrn Bedienter gewesen, war von ihm erzogen worden, hatte in großer Gunst bei ihm gestanden und verdiente es auch, ein ganz vortrefflicher junger Mann (a most excellent young man).

Er wurde für 500 oder 600 Dollars verkauft.

Zunächst kam ein älteres Weib, ebenfalls mit einem jener gutherzigen, gemüthlichen Gesichter, die man so oft bei der schwarzen Bevölkerung findet, und mit einem Wesen, das deutlich bewies, daß auch sie im Dienste eines guten Herrn gestanden, daß sie an milde Behandlung gewöhnt und unter derselben mild und glücklich gewesen war. Alle diese Sklaven, mit Ausnahme des jungen Mädchens, das mehr muthwillig als gut aussah, trugen das Gepräge der Thatsache, daß sie in einem liebevollen Familienleben gelebt hatten.

Und jetzt, was sollte hernach ihr Schicksal werden? Wie bitter mußten sie nicht, wenn sie in böse Hände geriethen, den Unterschied zwischen einst und jetzt empfinden, wie schrecklich mußte ihnen nicht ihr Schicksal erscheinen? Die Mutter insbesondere, deren ganze Seele auf ihr Kind concentrirt ist, und die vielleicht bald dieses Kind von ihrer Brust hinweg in weite Ferne verkauft sieht, wie mochte es ihr zu Muth sein?

Keine Predigt, keine Antisklavereirede könnte so

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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 12. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/30&oldid=- (Version vom 20.8.2021)