Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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bekommen dazwischenhinein Drohungen und Strafen, und werden dann Abends wieder in ihre Hütten heimgetrieben. So behandelt man sie, bis sie arbeitsfähig geworden sind und unter das Gesetz der Peitsche gebracht werden können.
Wäre es zu viel für die Gattin, die Tochter oder Schwester des Sklavenbesitzers, wäre es von christlichen Frauen zu viel verlangt, wenn sie ein- oder zweimal in der Woche zu diesem schutzlosen, verwahrlosten Kinderhaufen herabsteigen, mit ihnen von ihrem Vater im Himmel sprechen und sie beten lehren sollten: Vater unser!
Vater unser! Wie würdig und schön ein junges weißes Mädchen — sie würde als ein Engel des Lichtes erscheinen und hier wirklich einer sein — unter den kleinen Schwarzen stehen zu sehen, sie lehrend dieses heilige, allgemeine Gebet der Erde mit Verstand auszusprechen!
Vater unser! Zuerst dieses für Weiße und Schwarze gemeinschaftliche Gebet. Dann wird alles Andre zu seiner Zeit kommen, wie der gute und große Vater es will.
Schön und würdig wäre es auch, wenn junge weiße Frauenzimmer die schwarzen Kinder in Gesang und Tanz üben wollten, denjenigen ähnlich, wie sie dieselben in ihrem Vaterland haben; in diesen Gesängen mit Chören, welche das Herz alles Gesangs bei den Kindern Africas zu sein scheinen, und denen leicht ein sinnreicher Inhalt gegeben werden könnte.
Ich weiß einen Gesang, der als Muster zu solchen Liedern dienen könnte. Er wurde von africanischen Weibern für einen weißen Reisenden gesungen, dem sie in einer sturmvollen Nacht Herberge in ihrer Hütte gegeben hatten, und er lautete also:
Der Sturm heulte und der Regen fiel, |
Der arme weiße Mann, |
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 294. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/312&oldid=- (Version vom 14.9.2022)