Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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„Sie haben mir nie ein böses Wort gesagt, Missis,“ antwortete das Mädchen.
In Eile und Kürze einige Worte von gar manchen Dingen, die ich in diesen letzten Tagen erlebt habe, besonders gestern und heute.
Gestern Vormittag besuchte ich die Gefängnisse der Stadt in Begleitung der Vorsteher und einiger ausgezeichneten Richter, die sehr angenehme Herrn waren. Die äußere Haltung der Gefängnisse schien mir gut. Ordnung und Sauberkeit herrschten vor, wie überall, wo die anglo-amerikanische Race Gesetze stiftet. Von der innern Ordnung habe ich mir folgende Züge gemerkt.
Ich hatte einige Stuben besucht, wo Frauenzimmer, die grober Verbrechen angeschuldigt waren, bis auf Bekenntniß saßen. Ihre Kleidung zeugte von Umständen, die weit über der Armuth waren, aber ihr Aussehen von der Herrschaft gewaltsamer und unedler Leidenschaften. Unter ihnen bemerkte ich besonders eine Frau, die eines aus Eifersucht begangenen Mordes an ihrem Mann verdächtig war, und ein sehr freches übermüthiges Wesen hatte. All diese Damen betheuerten ihre Unschuld und klagten über Ungerechtigkeit. Sie hatten jede für sich ein Stübchen, durften aber gemeinschaftlich eine Piazza benützen, welche an der Mauer entlang in den Hof führte. Auf dieser Piazza saßen in einer Gruppe einige Negerweiber, die sich an der hervorstehenden Sonne wärmten. Sie sahen so gut und friedfertig aus, besonders hatten ein paar junge Mädchen ein so deutliches Gepräge von Unschuld und Gutherzigkeit, daß ich mit einiger Verwunderung fragte:
„Warum sind diese hier? Was haben sie Böses gethan?“
„Sie haben nichts Böses gethan,“ antwortete man
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 14. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/32&oldid=- (Version vom 20.8.2021)