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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band

und das Interesse, das Ew. Majestät dafür ausgesprochen haben, mögen mir als Entschuldigung dienen.

Binnen Kurzem verlasse ich den Süden. Groß ist seine Zauberkraft; aber mein Sinn steht jetzt nach dem Norden. Auf seinen Granitfelsen wächst der Baum der Freiheit kräftiger und die Gesellchaft daselbst gleicht unserem alten, ewig jungen und grünenden Ygdrasil, der jeden Morgen von der Nornen Hand aus dem Urdabrunnen begossen, beständig näher zur Heimath der Sonne emporwächst. So in Americas nördlichen Staaten, so auch in unserem scandinavischen Norden. Aber was dieser Norden besitzt und was America nicht hat, das ist diese Vorzeit voll von Sängen und Sagen, von herrlicher Prophezeiung und Symbolik, von Göttern und Helden, diese Vorzeit, die Scandinavien ein so großes, so eigenthümliches und so romantisches Leben verleiht. Diese Vorzeit, ihre Bedeutung für die gegenwärtige Zeit, ihr Leben in unserer Natur und unserem Alltagsleben ist es, was mich so mächtig wie meiner Mutter Stimme nach meinem Heimathland zurückzieht. Ein Besuch in dem mir so theuern Copenhagen steht mir bei meiner Rückkehr nach Schweden als ein Lichtpunkt vor den Augen, und noch in diesem Herbst hoffe ich Dänemarks fröhliche Hauptstadt zu begrüßen.

Ich werde mich glücklich schätzen, dort noch einmal Dänemarks schöne und gute Königin begrüßen zu dürfen und ihr freundliches Bild im Heiligthum meines Herzens mit mir zu nehmen, um als einer seiner theuersten Schätze bewahrt zu werden.

Ew. Majestät Güte macht mich dreist genug dieß zu hoffen, und im Vertrauen darauf wage ich auch um ein Plätzchen in der Erinnerung Ew. Majestät mitten unter den Vielen, die Ew. Majestät lieben, zu bitten.



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Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 302. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/320&oldid=- (Version vom 14.9.2022)