Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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Wiederum auf dem Lande, meine Agathe, aber jetzt nicht mehr in einem Dampfboot (unsere arme kleine Magnolie soll noch immer da liegen ohne Hoffnung vor dem nächsten Vollmond loszukommen, was sehr betrübsam ist), sondern auf einer Maisplantage, welche Verwandten der Familie Mac-Intosh gehört, und wo ich bei einer liebenswürdigen Familie in einem guten und gastfreien Hause Ruhe und Erfrischung genieße. Und gut schmeckt es nach den Mühseligkeiten und Beschwerden der Reise, die dießmal nicht gering waren, ausruhen zu dürfen. Es gab Augenblicke, wo ich meinte, die ersten Entdecker dieser schönen Wildniß könnten nicht viel Schlimmeres ausgestanden haben als wir, die wir auf unserm Schiff von der brennenden Sonne wie in einem Ofen gebacken wurden und kein Trinkwasser besaßen. Mit Herrn Bellechasse verschwand all unser gutes im Eis abgekühltes Wasser, und jetzt erst entdecken wir, daß der galante Creole uns Frauenzimmern das Eis überlassen hatte, das er aus Cuba mitgenommen. Nun aber war es damit aus; Sarah Spalding hatte nicht eine einzige Flasche Trinkwasser mehr in ihrer Vorrathskammer, und wir waren auf das Flußwasser reducirt, das von der Sonnenhitze ganz lau war und aussah, als wäre es über Alligatoren destillirt worden. Ich konnte es nicht trinken. Aber später setzte auf meine Bitte der Schiffscapitän — ein ehrlicher braver Mann dieser Capitän! — mich und Compagnie an einem wilden Orangenhaine aus, wo wir alle unsere Säcke mit Orangen vollstopften, und nun braute ich Limonade, an welcher die ganze Gesellschaft sich erquickt. Ein wunderlicher Anblick dieser Orangenhain! Der Capitän und einige von der Mannschaft gingen mit Aexten woraus, um vom
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 331. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/349&oldid=- (Version vom 14.9.2022)