Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band | |
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unter einem großen, aber gedämpften Geräusche. Der Wald stand still, frisch und grün da. Ich ruhte, athmete, genoß in inniger Harmonie mit der Naturscene und der liebenswürdigen jungen Frau an meiner Seite.
Abends war ich im Theater, auf besondere Einladung des Directors, welcher die Artigkeit hatte, mir für die Dauer meines Aufenthaltes in der Stadt eine Loge zur Verfügung zu stellen.
Ich sah ein kurzweiliges kleines Stück, betitelt: „Jenny Lind in Heidelberg.“ Es wurde mit humoristischem Leben gespielt; auch fand ich großes Vergnügen an einem andern Stück, „die Tochter der Sterne,“ worin eine ganz junge, ungewöhnlich begabte Schauspielerin, Miß Julia D., mich zu meiner eigenen Ueberraschung Thränen vergießen machte. So naturfrisch, so wahr und mit so vielem Pathos habe ich nie spielen sehen, seit ich auf dem Theater in Stockholm Jenny Lind sah.
Schöne stille Tage! Mir gefällt Mobile, die Einwohnerschaft von Mobile und Alles in Mobile. Ich gedeihe vortrefflich in Mobile. Ich wohne bei Mrs. Walton, der Mutter von Mrs. Le Vert, einer guten alten Dame, Wittwe des früheren Gouverneurs von Florida. Das Haus ist sonnig und friedlich, und das Aussehen und Wesen der Negersklaven ist gleichfalls sonnig und friedlich. Jeden Morgen spaziere ich nach einem Lager der Choctaw-Indianer, unmittelbar vor der Stadt, denn es macht mir unendlich viel Vergnüen, das Leben und Treiben dieser wilden Völker zu sehen. Um dahin zu kommen, gehe ich die Government-Street hinein, die vornehmste Straße in der Stadt, eine breite gerade Allee von schönen Villen,
Fredrika Bremer: Die Heimath in der neuen Welt, Dritter Band. Franckh, Stuttgart 1854, Seite 22. Digitale Volltext-Ausgabe bei Wikisource, URL: https://de.wikisource.org/w/index.php?title=Seite:Die_Heimath_in_der_neuen_Welt,_Dritter_Band.djvu/40&oldid=- (Version vom 20.8.2021)